Beschreibung
Gegenstand der Untersuchung ist das komplexe Verhältnis von Literaturkritik und Geschichtsschreibung im Werk Walter Benjamins. Im Bruch mit der erlebnispsychologischen Hermeneutik der Dilthey-Schule praktiziert Benjamin in seinen frühen Arbeiten ein philologisches Verfahren, in welchem das sprachliche Kunstwerk nicht länger auf einen intentionalen Sinn reduziert, sondern im Medium der Kritik poetischer Formen auf einen überindividuellen, symbolischen Sinn hin überschritten wird. Im Spätwerk wird die Methode des nicht-einfühlenden Verstehens auf historiographische Zusammenhänge angewendet: Dichtung figuriert dabei neben den Formen der Architektur, der Mode und der Technik als ein Ausdrucksgebilde, das die Differenzerfahrungen der Moderne nicht mehr in das substanzielle Sein eines Formgehalts zu überführen vermag. Das große Rätsel von Benjamins Spätwerk Baudelaire-Buch versus Passagen-Werk wird hier zum ersten Mal von der inneren Entwicklungslogik von Benjamins Kritikverfahren her einsichtig gemacht. Der Autor Peter Garloff, Studium der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft, Philosophie, Romanistik und Rechtswissenschaft an der FU Berlin. Zur Zeit arbeitet er an einem von der DFG geförderten Forschungsprojekt zu Norm und Narration im Recht und in der Literatur.