Beschreibung
Goethes Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit wurde stets als Teil seines autobiographischen Projekts und als Paradigma der Gattung Autobiographie gelesen. These dieser Arbeit ist hingegen, dass der Märchenbegriff die Textstruktur bestimmt und das Werk als fiktionaler Text gelesen werden kann. Schon die Paratexte (Titel, Vorwort, Mottos) ermöglichen die Rezeption als fiktionalen Text. Bei der Inszenierung des Namens wird deutlich, dass nicht der ,Autor’ den Text, sondern der Text den ,Autor’ erzeugt. Eine genaue Lektüre zeigt auf, dass die Märchen nicht nur den fiktionalen Charakter des Texts, sondern letztendlich seine poetologische Zielrichtung deutlich machen. Als ,Kunst’märchen im wörtlichen Sinn führt Dichtung und Wahrheit den Helden vom Leben nach fremden Mustern zum Leben im eigenen Werk. In der Gestalt von Märchen werden fremde Texte im eigenen Leben nachgespielt und eigene Texte erfunden (Der neue Paris, Die neue Melusine). Das Märchen stellt so die Schaltstelle von spielerischer Rezeption und eigener Produktion dar. Die Autorin Die Autorin hat in Freiburg i. Br. und London Germanistik und Geschichte studiert und in Gießen bei Christine Lubkoll promoviert. Sie arbeitet als Verlagslektorin und Editorin in München.