Beschreibung
Anhand ausgewählter Werke von vier algerischen Autorinnen, die in Frankreich leben und publizieren (Malika Mokeddem, Leïla Marouane, Latifa Ben Mansour und Fatima Gallaire), soll dargestellt werden, wie Migrationsautoren in ihren Romanen und Theaterstücken monolithische Konzepte von individueller, nationaler und kultureller Identität und Zugehörigkeit hinterfragen und Hybridität und Unreinheit als identitären Normalzustand begreifen. Im Sinne von postkolonialen Theorien und Konzepten wie Transkulturalität (Fernando Ortiz), Créolisation (Edouard Glissant), Hybridität und interner Differenz (Homi K. Bhabha) wird Identität dabei stets als ein Prozess von Verhandlungen begriffen, der nie abgeschlossen und definitiv ist. Die vier Analysekapitel des Buches widmen sich der Erfahrung eines kulturellen “entre-deux”, dem Entwurf weiblicher, von Pluralität gekennzeichneter Genealogien, den Bildern der Reise und des Nomadismus sowie dem Umgang mit Erinnerung. Es wird eine “Ethik der Migration” ablesbar, die im Sinne Bhabhas als “Gegenerzählung” zu in Algerien und Frank-reich dominanten Nationen- und Kulturkonzepten agiert. Das Schlusskapitel spürt schließlich jenen literarischen Strategien nach, die eine derart hybrid und bewegt gedachte Identität ästhetisch umzusetzen vermögen. Die Autorin Birgit Mertz-Baumgartner, geboren 1967, ist Assistentin für französische und spanische Literaturwissenschaft am Institut für Romanistik der Universität Innsbruck. Ihr Interesse gilt besonders den frankophonen Literaturen in Nordamerika (‘Monologues québécois’ oder Geschichten eines ‘Monsieur qui parle tout seul: Standortbestimmung einer Gattung am Rande, Augsburg 1997) und dem Maghreb sowie der literarischen Umsetzung von Migrationserfahrungen in französisch- und spanischsprachigen Texten.