Beschreibung
Die Lektüre der Schriften Carl Einsteins bedeutet die Moderne von ihrem Kern aus zu beleuchten. Als Künstler und Kritiker präsentiert er die Moderne-Parameter, die sich im Geschichtsbild der Verheißung, der Utopie, dem krisenhaften Selbstverständnis des Fragmentarischen äußern. Einsteins Werk ist in seinem Projektionscharakter um eine semiotische Ebene reicher, als sie in der Reflexion über das Andere die eigene Modernität spiegelt: Die vor allem an der Bildkunst orientierte Kritik des Kunstbegriffes der Moderne fällt im Akt des zeigenden Rekurses auf andere Künstler, die wie Picasso oder Klee unser Moderne-Verständnis prägen, auf das eigene Schreiben zurück. Das Œuvre Einsteins kann so nicht über den konventionellen Repräsentationsbegriff eingeholt werden, vielmehr ist das Schreiben Einsteins selbst Moderne. Das kunstkritische Schriftwerk Carl Einsteins ist genuines Zeugnis einer in ihrem Wissenschaftspotential noch unzureichend beleuchteten Autorschaft, Quelle eines die Gegenwart entscheidend prägenden Künstlertums und zuvorderst authentische Bestimmung der Wesenhaftigkeit der Moderne. Der Hermaphrodit fungiert in seiner psycho-physischen Autonomie als idealer Betrachter, dem sich aufgrund des “Simultané der Seelenschichten” die Kunst in ihrer Totalität erst erschließt. Die Autorin Johanna Dahm, Jahrgang 1974, hat in Heidelberg, Florenz und Köln Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie studiert. Nach einem Stipendium am Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München promovierte sie an der Universität zu Köln. Heute lehrt sie dort neuere deutsche Literaturwissenschaft.