Beschreibung
Der Band skizziert die Gattungsgeschichte der Idylle in der deutschen Literatur ausgehend von ihren antiken Vorbildern. Entgegen der aktuellen Definition dieser “marginalen” literarischen Gattung als Beschreibung der Kultur im Stadium ihrer ursprünglichen Einbettung in Natur, folgt die Arbeit der These, daß die vermeintlich naive Beschwörung der ursprünglichen Einheit von Mensch und Natur stets im Bewußtsein ihres Verlustes erfolgt und daher immer schon die Signatur ihrer Trennung trägt. Indem sie die Grenze und ihre Überschreitung in der unmerklichen Dauer eines Augenblicks fixiert, entfaltet die Idylle ihre Topographie im “Inneren” der Grenze und eröffnet so einen Schauplatz von Ursprung und zugleich Geschichte, Natur und Kultur in différance – jenseits der traditionellen metaphysischen Dichotomien und ihres Grundsatzes “tertium non datur”. Anders als diese universelle Problematik vermuten läßt, verzeichnet die Literaturgeschichte der Idylle nur zwei kurze Blütezeiten der Gattung: ihre antike Begründung bei Theokrit und Vergil und ihre moderne Wiederholung in der deutschen Literatur des 18. Jahrhunderts. Welche Schlüsse lassen sich aus der Affinität dieser Epochen zur Form der Idylle ziehen? Was prädestiniert gerade die deutsche Literatur zu einer ansonsten beispiellosen Renaissance dieser antiken Gattung? Welche Rolle spielt dabei die Tatsache, daß die Idylle bereits den antiken Dichtern als Medium politischer Einflußnahme diente? Diesen Fragen geht die Arbeit in der Analyse von Texten Theokrits und Vergils einerseits, Gottscheds, Geßners, Klopstocks, Müllers, Voß’, Schillers und Goethes andererseits nach. Der Autor Florian Schneider, geb. 1975, studierte Germanistik, Philosophie und Theaterwissenschaft in München.