Beschreibung
Dieses Buch untersucht einen bisher kaum in den Blick geratenen Aspekt im Werk Anna Seghers’: ihr auf spezifische Weise mythisches Erzählen. Mit einem neuen theoretischen Zugriff stellt es Mythenstrukturen als eine wichtige Komponente, wenn nicht sogar als den Kern ihrer Erzählästhetik heraus. Anhand der Mythentheorie von Claude Lévi-Strauss wird Anna Seghers’ “freie” Arbeit am Mythos als ein prägnantes Beispiel für eine moderne Form der “bricolage” herausgearbeitet. Die Muse Artemis aus Sagen von Artemis zum Beispiel wird als eine Spielart des “Trickster” verstanden, als eine Versöhnung der Konzepte “Fantasie” und “Realität”. Das Buch macht nachvollziehbar, dass Seghers mit ihren mythischen Sagen-Erzählungen, die in Krisen- und Umbruchzeiten entstanden sind, ihr in verschiedenen Kontexten immer wieder geäußertes Plädoyer für “buntes”, “fantastisches” und “freies” Erzählen – gerade auch in finsteren Zeiten – nicht nur theoretisch artikuliert, sondern vor allem in ihren literarischen Texten umgesetzt hat. Und es zeigt, dass Anna Seghers’ Schaffen für andere Autoren, die sich in ihrem Werk ebenfalls durch den Rekurs auf Mythen auszeichneten – wie etwa Christa Wolf oder Franz Fühmann -, den Grundstein gelegt hat. Die Autorin Maeng-Im Koh studierte Germanistik, Geschichte und Französische Literatur in Seoul. Nach dem Magister-Abschluss arbeitete sie als Lehrbeauftragte an zwei Universitäten in Korea und als Redakteurin im Literaturverlag. Seit 1994 studierte sie Neue Deutsche Literatur und Deutsch als Fremdsprache in Düsseldorf und in Berlin.