Beschreibung
In der aktuellen Diskussion um das Bewußtsein und seine materiellen Trägerprozesse ist die Stimme der Phänomenologie selten zu vernehmen. Dabei ist für jede Art wissenschaftlichen Zugriffs auf das Thema “Bewußtsein” die Berücksichtigung seiner phänomenalen, subjektiv erlebbaren Aspekte unentbehrlich. Dies gilt für evolutionsbiologische, psychologische, neuro-physiologische Untersuchungen ebenso wie für die indirekten Thematisierungen durch Sprachanalyse und “Künstliche-Intelligenz-Forschung”. Dieses Buch bündelt mit einer zusammenschauenden Einleitung Einzelstudien zu einer “konkreten Phänomenologie” menschlichen Bewußtseins, die in über dreißig Jahren des Umgangs mit dieser Thematik entstanden sind. Bewußtsein wird grundsätzlich als Manifestation des Lebens überhaupt verstanden – mit einer Evolution vom einfachsten Innewerden bis zur vieldimensionalen Bewußtseinssphäre beim Menschen. Behandelt werden hier aber vorwiegend Strukturen und Leistungen komplexer bewußtseinsgetragener Prozesse, die für die intersubjektive, kumulative Kulturentwicklung konstitutiv sind, aber im wissenschaftlichen Diskurs meist unterbelichtet bleiben – z.B. die Rolle von Bewußtsein in der Selbststeuerung (“Freiheit”) des Handelns, in Intelligenzleistungen, im Zeiterleben, im Schönheitserfahren, im vergleichenden und intuitiv-diskursiven Erkennen, in geschichtlicher Sinngebung und utopischer Phantasie. “Metaphysische” Ausblicke gelten der möglichen kosmischen Bedeutung von Bewußtsein als Urmedium des Welt-Erscheinens. Der Autor Ernst Oldemeyer, geb. 1928, Studium der Philosophie, Germanistik und Geschichte in Bonn und Freiburg i.Br.; 1960 Promotion in Freiburg; 1969 Habilitation für Philosophie an der Universität Karlsruhe (TH); 1974-1993 Professor für Philosophie ebendort. Hauptarbeitsgebiete: Phänomenologie und Geschichte des Bewußtseins; historische Typologie menschlicher Weltsichten und Wertorientierung