Beschreibung
Der Band meint nicht, den beispiellosen ideologischen Streit der Wagner-Bilder schlichten zu können. Wenn dieses Buch den bestehenden Bildern keine neue Imago hinzufügen will, hat das seinen Grund darin, dass die Modernität selbst als Weltbild problematisch geworden ist. Diese Untersuchung geht von der Annahme aus, dass wir Erben sind eines Kulturprojekts, das folgerichtig Auschwitz, Kolyma und manchen andern Anus mundi produziert hat und das die menschliche Geschichte einem totalitären Ende zuführen könnte. Wie Nietzsche war Wagner ein widerspenstiger Vertreter dieses Projekts, über das sie beide doch auf gegensätzliche Weise hinauskommen wollten. Darum möchte dieser Versuch die erlösenden künstlerischen Bilder Wagners dekonstruieren, indem er dessen Texte einer neuen Lektüre unterzieht. Obwohl Wagner als Musiker eine unvergleichliche Erscheinung, als Dramatiker ein überragender Künstler und als Theoretiker immerhin eine faszinierende Figur bleibt, kann man sogar mit tiefgründigen intertextuellen Deutungen wahrscheinlich seinen phantasmatischen Erlösungsglauben nicht mehr retten, es sei denn in negativierter Form, denn seine Größe besteht genau in der ungeheuren Negativität seines Idealismus. Der Autor Jahrgang 1937, Exhochschullehrer, war in den siebziger Jahren Musikkritiker, gab aber die kritische Tätigkeit als zu problematisch auf, und beschäftigt sich seit Jahren mit musikästhetischen Fragen. Publizierte Metamorfose. Een filosofie van de muziek (Damon, 1999) und einige Versuche. Weitere Texte sind in Vorbereitung.