Beschreibung
Geld ist nur ein Versprechen, magisch vielleicht und bezaubernd wie Poesie, aber genauso unzuverlässig, ohne Gewähr und sowieso ein antimimetisches Medium. In dem spielen auch die Texte Heinrich von Kleists. Sie stoßen sich zu, illustrieren nicht und bilden prinzipiell keine – schon gar nicht seine – Erfahrungen ab. Die Kleist-Forschung interessierte sich zwar für Kleists politische Position im Umfeld der preußischen Reformen, vernachlässigte aber seine Beziehung zum Königsberger Professor für Finanz- und Staatswirtschaft, dem einflussreichen Anhänger Adam Smith’scher Ideen, Christian Jacob Kraus (1753-1807). Inzwischen ist Kleist einer seiner bekanntesten Schüler. Einem Verhältnis, dem in erster Linie ästhetisch und besonders anhand ausgesuchter Briefe und journalistischer Texte, des Michael Kohlhaas sowie des “Variant” zum Zerbrochnen Krug Rechnung getragen wird. So kann die Arbeit der Kleist’schen Schrift, die Un- bzw. Möglichkeiten ihres Geschäfts, das sie radikal – bis hin zu einer modernen, auch buchstäblich liberalen Poetologie – betrieb, gelesen werden. Schließlich werden Kleist-Texte überhaupt erst auf einem “unsichtbaren Theater” (Goethe) zu sehen sein, einem Theater, das dann nichts anderes tut als Theater zu sein. Der Autor Georg Tscholl, geboren 1973 in Zürich, Studium der Theaterwissenschaft und Philosophie in Wien. Lebt und arbeitet in Wien.