Beschreibung
Als Friedrich Schiller 1782 mit der Flucht aus Stuttgart seinen Brotberuf als Regimentsmedikus aufgibt, den er nach einem profunden Medizinstudium an der Hohen Karlsschule ausgeübt hat, bedeutet das nicht, daß er auch die Grundannahmen der spätaufklärerischen Anthropologie hinter sich läßt. Die philosophischen Ärzte vertreten ein Menschenbild, in dem das Verhältnis von Leib und Seele, das commercium mentis et corporis, nicht nur über Gesundheit oder Krankheit bestimmt, sondern darüber hinaus den Platz des Menschen innerhalb der Ordnung der Natur wie auch der sozialen Wirklichkeit beschreibt. In diese diskursiven Formationen schreibt sich Schiller nicht nur mit seinen frühen Dramen ein, auch der Historiker und ästhetische Philosoph bewegt sich in den Bahnen der Anthropologie – und wirkt auf seine Weise an der Transformation des Menschenbildes um 1800, der Geburt des modernen Subjektes mit. Aus dem Menschen als Gegenstand wissenschaftlicher und künstlerischer Projekte erwächst der sich selbst entwerfende Mensch, der Mensch als sein eigenes Projekt. Die Untersuchung verfolgt einen diskursanalytischen Ansatz und legt einen Querschnitt durch Schillers gesamte Schaffensperiode, um die Konstitutionsbedingungen literarischer, ästhetischer und historiographischer Texte um 1800 aufzuzeigen. Der Autor Holger Bösmann, geb. 1974, Studium der Germanistik und Geschichte in Bochum. Promotion 2005 in Würzburg. Seit 2001 Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter in Bochum und Würzburg (seit 2002).