Beschreibung
Botho Strauß’ berühmtes Diktum: “Ohne Dialektik denken wir auf Anhieb dümmer; aber es muß sein: ohne sie!” formuliert weder eine Abkehr vom dialektischen Denken, noch liefert es ein ironisch gebrochenes Beispiel für dieses. Statt solch einfachen Zuordnungen zu gehorchen, steht es innerhalb des Straußschen Werks im Kontext einer steten Konfrontation von Philosophie und Literatur. Diese Konfrontation hinterfragt die Bedingungen und Möglichkeiten der Philosophie, indem sie sie als in die Literatur eingebunden zeigt. Damit wird die Problematik ebenso offen, undogmatisch und beweglich gehalten, wie sich Konflikte in der Literatur darzustellen pflegen. Anstatt eine Abkehr Strauß’ vom literarischen und philosophischen Vorbild Adornos und damit der Dialektik als Ganzer zu unterstellen, geht die vorliegende Untersuchung zunächst einen Umweg über die Diskussion des Verhältnisses von Dialektik und Dekonstruktion. Die Hegel-Lektüren Derridas stellen die Frage nach dem anderen der Dialektik in einer Weise, welche die klassischen Topoi von Strauß’ Schaffen wie Schrift, Erinnerung und Erotik in eminente Beziehung zu dieser Diskussion setzt. Sie lässt sich, transponiert in ihre literarische Gestalt, von den ersten bis zu den jüngsten Prosaarbeiten dieses Autors verfolgen. Der Autor Sebastian David Reus, geboren 1977 in Mainz, aufgewachsen in Frankreich, Frankfurt a. M. und Hannover, studierte von 1998 bis 2002 Neuere deutsche Literaturwissenschaft, Philosophie und Theaterwissenschaft in Bayreuth und Heidelberg. Promotion zum Dr. phil. an der Universität Bayreuth 2006 mit der vorliegenden Arbeit. Mehrfache wissenschaftliche Mitarbeit bei Ausstellungsprojekten der Bayreuther Festspiele und des Nationalarchivs der Richard-Wagner-Stiftung in Bayreuth.