Beschreibung
W. Benjamins frühes Interesse an der Lyrik Stefan Georges und der Philosophie Ludwig Klages’ (etwa ab 1914) hat zu einem verzögerten (aber nachhaltigen) Ideenimport von mythischen Modellen in die Philosophie der Frankfurter Schule geführt (v.a. in der „Dialektik der Aufklärung“ 1947). In dieser Untersuchung werden deshalb zwei in ihrer Zielrichtung verschiedene Formen von Antike- und Mythenrezeption einander gegenübergestellt: Während die Kosmiker und Stefan George versuchen, gegensätzliche Formen antiker Religionen (Muttermythos und Herrschaftsmythos) in der Moderne wieder zu beleben, gewinnen in der neomarxistischen Philosophie der Frankfurter Schule unter dem Druck der historischen Ereignisse die von Benjamin vermittelten Anstöße zunehmend an Bedeutung, ohne daß eine letztlich messianische Zielrichtung aufgegeben wird. – Durch den interdisziplinären Ansatz der Untersuchung wird u.a. ein mit Hilfe von antiken Mythen legitimierter Konnex zwischen Homoerotik (Männerbund), Antifeminismus (bzw. mythischer Überhöhung des Weiblichen) und Antisemitismus deutlich, der in den verschiedenen Diskursen aufscheint. Daß für diesen Zusammenhang die heute neu diskutierte Spannung zwischen Polytheismus (oder mit J. Assmann „Kosmotheismus“) und Monotheismus konstitutiv ist, verleiht der Arbeit einen aktuellen Bezug. Studium der Germanistik, Philosophie, Latinistik, Religionswissenschaft in Tübingen und Florenz, Mitarbeit in einem religionswissenschaftlichen Sonderforschungsprojekt, DAAD-Lektor in Venedig, Redakteur der Zeitschrift für Komparatistik ‚Arcadia (bis 2000), freier Mitarbeiter beim HR; Lehrbeauftragter für Germanistik/ Komparatistik an der Universität Tübingen; Gastprofessor in Salerno (1999 u. 2000), zahlreiche ERASMUS-Dozenturen in Italien, Übersetzungen aus dem Italienischen (Lyrik); zahlreiche Beiträge in wissenschaftlichen Zeitschriften und Sammelbänden.