Beschreibung
Hinter der vielbeschworenen Immoralität Nietzsches verbirgt sich ein affirmatives Ethos. Es bietet Orientierungspunkte und Bewertungskriterien für die gelungene Existenz des Menschen unter zeitgenössischen Bedingungen. Als radikaler Humanist fordert Nietzsche vom Individuum den Mut zu sich selbst und denkt dabei an eine tapfere (Rück-)Besinnung auf die Selbstorganisationskräfte einer Natur, die sich uns am ursprünglichsten in dem Erleben des eigenen “Leibes” mitteilt. Wo früher metaphysische und religiöse Dogmen Werte und Gesetze bestimmten, soll nun auf die Selbstgesetzgebung der “großen Vernunft des Leibes” als einem dynamischen Regulativ zu einer sich ängstlich verzehrenden Kultur vertraut werden. Angesichts der diagnostizierten Nivellierung und Dekadenz wird der Mut, etwas Neues zu riskieren, zur Kardinaltugend. Die Tatkraft des modernen Menschen erweist sich zwar als deutlich eingeschränkt, weil ihm seine gesteigerte Selbstreflexivität immer auch die vielen Gefahren des Scheiterns bewusst macht, doch nur der Mut zum Experiment und zum Wagnis kann seine kulturellen Errungenschaften bewahren und das in der eigenen Krise liegende Potenzial zu neuen Schöpfungen nutzen. Der Autor Der Autor studierte Germanistik und Philosophie in Bochum und Berlin. Mit der vorliegenden Arbeit promovierte er 2005 an der Humboldt-Universität. Seit dem Jahr 2000 ist er Mitarbeiter der Nietzsche Research Group (Nimwegen) und Verfasser von mehreren Artikeln für das Nietzsche-Wörterbuch. Z. Zt. arbeitet er u.a. an einer Datenbank und einer eigenen Website zu Nietzsches Wortschatz.