Beschreibung
Die Frage, ob wir von allen Menschen verlangen dürfen, denselben Moralstandards zu gehorchen, entscheidet darüber, ob es überhaupt legitim ist, globale Moralmaßstäbe, z.B. als Menschenrechte, juridisch fixieren und Verstöße entsprechend sanktionieren zu wollen. Der ethische Relativismus liefert gewichtige Argumente gegen eine affirmative Haltung dieser Frage gegen über. Kant hat für die präskriptive Gültigkeit seines kategorischen Imperativs für alle Menschen durch das viel diskutierte Faktum-Theorem argumen tiert. Die Studie sucht die Frage zu beantwor ten, wie dieses von Kant nachgerade beiläufi g vorgetragene Theorem überhaupt zu verstehen ist. Dabei ist es die zentrale These des Autors, dass man nicht verstehen kann, was Kant mit dem Faktum der Vernunft meint, wenn man nicht weiß, was Vernunft (nach Kant) über haupt ist. Aus diesem Grund geht der semantischen Analyse des Faktum-Theorems eine elaborierte Darstellung des Kanti schen Vernunftbegriffs voraus. Mithilfe dieser Strategie kann die Bedeutung des Faktum-The orems erfasst und das Theorem selbst auf seine Plau sibilität hin überprüft werden. Trotz einiger systematischer Defi zite des Theorems, zeigt die Studie, dass sowohl Kants Vernunftbegriff als auch das Faktum der Vernunft unserem Alltagsbewusstsein viel vertrauter ist als es auf den ersten Blick scheinen mag. Der Autor Patrick Klein studierte Philosophie, Germanistik sowie Deutsche Sprache und Ältere Deutsche Literatur an der Universität Bonn.