Beschreibung
Hans-Joachim Schoeps war unmittelbar nach 1945 bis zu seiner Emeritierung nahezu der einzige Religionswissenschaftler der Bundesrepublik außerhalb einer theologischen Fakultät. Dennoch war auch dieser Professor für „Religions- und Geistesgeschichte” seinem Selbstverständnis nach „Historischer Theologe”. An einer christlichtheologischen Fakultät war für den bekennenden Juden aber kein Ort, und eine „Jüdische Hochschule” gab es noch lange nicht. Ob man für den in vielfacher Hinsicht jüdischen Außenseiter dort Bedarf gehabt hätte, ist also eine von vornherein müßige Frage. Doch selbst wenn Schoeps überhaupt keinen Lehrstuhl innegehabt hätte, verdiente sein überreiches Schrifttum, einschließlich der von ihm mit begründeten und geleiteten, noch heute bestehenden „Zeitschrift für Religions- und Geistesgeschichte”, höchstes Interesse: nicht nur wissenschaftliche, sondern auch politische und religiöse Kritik. Schoeps war wie historischer, so auch politischer Theologe und wie Professor der Geschichte, so auch politischer Publizist: einer der profiliertesten Rechtsintellektuellen der frühen Bundesrepublik. Wie nahezu alle seine Mitstreiter nachhaltig geprägt von Jugendbewegung und „Konservativer Revolution”, war Schoeps’ Position völlig einmalig, da er noch nach 1945 für einen so jüdisch- wie deutschbewußten Radikalkonservatismus stand: als letzter Monarchist aus Erinnerung an den Potsdamer Thoraschrein bekrönenden Königsadler. Der Autor Richard Faber ist Privatdozent für Soziologie (der Literatur) an der FU Berlin.