Beschreibung
Mehr als 60 Jahre misst die Zeitspanne, innerhalb derer Goethes dramatisches Werk entstanden ist. Dieses zeigt sich in einer erstaunlichen Vielgestaltigkeit von der rasch hingeworfenen Improvisation, die auf ihre Weise Zeugnis ablegt für die Produktivität der literarischen Phantasie, bis zu den sorgfältig durchgearbeiteten Werken wie der „Iphigenie“, dem „Tasso“ und dem „Faust“, die erst nach Jahren oder Jahrzehnten vollendet werden konnten. Hartmut Reinhardt möchte zu einem Überblick über Goethes gesamtes dramatisches Schaffen verhelfen. Neben den bis ins Einzelne diskutierten ‚Hauptwerken‘ versucht er die Erinnerung an Theatertexte aufzufrischen, die – wie die Beiträge zur Weimarer Liebhaberbühne oder zu den Maskenzügen – charakteristische Züge zu Goethes Autorenprofil beisteuern. Die Orientierung an der Theatralität kann angesichts der späten Theaterskepsis Goethes, wie sie etwa im Altersroman „Wilhelm Meisters Wanderjahre“ zum Ausdruck kommt, allerdings nicht der Generalschlüssel für die Behandlung der Texte sein. Vielmehr möchte Reinhardts Darstellung das dramatische Œuvre ohne Schlagwort-Regulierung mit Blick auf persönliche, situative und historische Bedingungen verdeutlichen. Der Titel des Buches, auf Fausts Weltfahrt anspielend, greift eine Binnendifferenzierung auf, mit der Goethe selbst seine dramatischen Arbeiten unterschieden hat – sie suchen das große Welt- und Geschichtstableau, bewegen sich aber nicht selten auch im kleineren Rahmen des Intimen. Der Autor Hartmut Reinhardt ist Professor (em.) für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Trier. Er hat zahlreiche Publikationen zu Goethe vorgelegt.