Beschreibung
Bürger wie Adlige, professionelle Schriftsteller wie dilettierende Damen huldigen im Zeitraum eines halben Jahrhunderts der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach. Die vielfältigen poetischen Reverenzen sind teilweise noch einer Gelegenheitsdichtung verpflichtet, die zu repräsentativen Anlässen die Regentin feiert. Nach ihrem Regierungsrücktritt entsteht eine neuartige Geselligkeitsdichtung, die in den Landschaftsgärten Ettersburg und Tiefurt ihren Spielort findet. Das Archiv dieses exklusiven Zirkels, das anonym erschienene handschriftliche Journal von Tiefurt, dokumentiert das Bestreben nach einer neuen Kommunikationskultur: etwa in Form des Maskenspiels der Anonymität oder der spielerischen Adaption einer Akademiegründung. Zudem veranschaulicht es die Neukonstituierung von Gelegenheitsdichtung mittels Geselligkeit. Diese poetische Praxis erlaubt eine kulturwissenschaftliche Aufwertung der Gelegenheitsdichtung, die die Gelegenheit räumlich im Landschaftsgarten und temporal im Zufall reflektiert. Louise von Göchhausen geht dabei ebenso eigene Wege wie Christoph Martin Wieland, Johann Gottfried Herder oder Johann Wolfgang von Goethe. Es ist ein Ergebnis dieser Arbeit, daß sich das Gedicht Goethes „Edel sei der Mensch“ gattungskonstitutiv diesem neuen Gelegenheitsdichtungskontext verdankt. Die Autorin Angela C. Borchert, Ph.D. in German Literature, Princeton, N.J., U.S.A, Assistant Professor of German and Comparative Literature, The University of Western Ontario, Canada. Publikationen zu Goethe, Heine und dem Journal des Luxus und der Moden.