Beschreibung
Die Trobadors erfanden den Eros als Distanz, die Anbetung der vergötterten Frau, aber auch die leichten, gewagten Formen der Galanterie, eine Sprache der Liebe. Die vorliegenden Aufsätze zeichnen einige zentrale Momente dieser Geschichte nach, die exemplarisch verkörpert wird durch die Liedersammlung von Bernart de Ventadorn und durch den Dichterfürsten Wilhelm IX. Aufgegriffen werden dabei die rätselhaften Aussagen von Jacques Lacan über die höfische Liebe, die poetischen Gestaltungen des Trobadorthemas durch Heine und Pound, vor allem aber die aussergewöhnlichen Betrachtungen der beiden verwandten “freien Geister” Stendhal und Nietzsche. Mit ihrem Hinwegtanzen über die Moral, Sänger der Zufälligkeit und der Gefahr, enthüllen die Trobadors eine “fröhliche Wissenschaft”, die über die grundlegenden Spaltungen und Gewissheiten des modernen Subjekts hinauszuweisen scheint. Der Autor Mario Mancini lehrt Romanische Philologie an der Universität Bologna. Er ist Autor von Beiträgen zur Epik, zu den Trobadors, zu den Alexanderromanen, zum Roman de la rose und zur Rezeption der mittelalterlichen Literatur in der Moderne. Zu seinen Publikationen zählen: La gaia scienza dei Trovatori (1984, die hier, um zwei Aufsätze erweitert, in deutscher Sprache vorliegt); Il punto su: I trovatori (1991); Metafora feudale (1993); Lo spirito della Provenza. Da Guglielmo IX a Pound (2004).