Beschreibung
Der interdisziplinär angelegte Band untersucht die Mehrdimensionalität von Geschlechterdispositionen und liest ihre kulturellen Codierungen als Teil eines (über-)individuellen, nur mäßig bewussten, aber gerade dadurch ausgesprochen wirkmächtigen Hierarchiesystems, das zur Herstellung sexueller, politischer, moralischer und sozialer Machtverhältnisse beiträgt. Kulturelle Codierungen bestehen in einem Inventar von zugänglichen, expliziten Regeln und Wahrnehmungsvorgaben sowie verdeckten, impliziten Bewertungen, deren empirische Spannbreite von den vorliegenden Beiträgen in verschiedenen Sach- und Zeitkontexten untersucht wird. Ausgegangen wird dabei von einem umfassenden Kulturbegriff, der neben ästhetischen Produktionen auch gesellschaftliche und politische Dimensionen mit einbezieht. Im Begriff der Perspektive ist dabei eine Mehrdimensionalität angelegt, in der sich unterschiedliche methodisch-konzeptionelle Sichtweisen auf Geschlecht realisieren. Mit dem Begriff des Mediums sind die Orte der Konstitution von Geschlecht thematisiert; etwa Literatur, Kunst und Film. Der Begriff der Macht rekurriert auf jene Interessen, die soziale Realitäten und Erinnerungsräume schaffen, auf Medien zurückwirken und Perspektiven beeinflussen. Die Beiträge, die neuzeitliche Geschlechterdispositionen exemplarisch von der Renaissance bis zur Gegenwart aufgreifen, stammen von Vertreter/innen der Cultural Studies, Geschichtswissenschaft, Germanistik, Anglistik, Kunstgeschichte und Filmwissenschaft. Danksagung – A.-K. Düber / F. Schnicke: Perspektive – Medium – Macht. Aspekte kultureller Codierungen von Geschlecht – SYSTEMATISCH-EMPIRISCHE PERSPEKTIVEN AUF GESCHLECHT – F. Schnicke: Doppelstruktur des Hegemonialen. Intersektionale Perspektiven auf die historiographische Differenzproduktion des 19. Jahrhunderts – S. Kornher: Handwerkswissen als Engenderingpraxis – Friseurarbeit in kultur- und wissensgeschichtlicher Perspektive – M. von Bargen: Anna Siemsen – eine Europäerin der ›ersten Stunde‹. Zur Marginalisierung der Europa-Politikerin und ihrer Konzepte – MEDIALE DIMENSIONEN VON GESCHLECHTERVERHÄLTNISSEN – M. S. Marotzki: Volupta und dispiacere. Gender-Aspekte in Leonardo da Vincis Zeichnung ›Aristoteles und Phyllis‹ – R. U. von der Lippe: Deutsche ›Kulturretterinnen‹. Literarische und visuelle Inszenierungen kolonialer Weiblichkeit – A.-K. Düber: Verstellte Figuren. Camouflage und Maskerade als Konstitutionsstrategien geschlechtlicher Identitäten bei Annemarie Schwarzenbach – E.-M. Silies: ›Männer würden nie die Pille nehmen‹. Mediale Debatten der 1960er Jahre um Geschlechterrollen in der Bundesrepublik – N. A.-Poku: White Issues. Italian ›Vogue‹’s ›All Black‹ Issue and the Visual Imaginary – MACHT ALS KONSTANTE IN GESCHLECHTERDISPOSITIONEN – C. Dittloff: Der Machtaspekt in Sarah Kanes ›Blasted‹. Zur Universalität und Funktion männlich-sexueller Gewalt – J. Stegmann: Harte Jungs mit Glatzen? Neo-nazistische Männlichkeit in ausgewählten Spielfilmen der Gegenwart – C. Klein: ›Am Ende ist Politik doch nichts für Frauen‹ – Beobachtungen zum Verhältnis von Geschlecht und politischer Macht in deutschen Gegenwartsromanen Die Herausgeber Ann-Kristin Düber (M.A.), Studium der Germanistik, Kunstgeschichte und Psychologie in Hamburg, 2004-2010 Mitarbeiterin an der “Arbeitsstelle für post-feministische Literaturwissenschaft” an der Universität Hamburg, 2010 KurzzeitStipendium der Karl H. Ditze-Stiftung (Hamburg). Falko Schnicke (M.A.), Studium der Geschichte und Neueren deutschen Litera-tur in Hamburg, Berlin und London, 2007-2008 Mitarbeiter in der “Arbeitsstelle für post-feministische Literaturwissenschaft” an der Universität Hamburg, Mitarbeit an der wissenschaftlichen Ausstellung Philologe – Historiker – Politiker. Johann Gustav Droysen (1808-1884) zum 200. Geburtstag (Berlin 2008, Kiel 2009), seit 2009 Promotionsstipendium des Graduiertenkollegs “Geschlecht als Wissenskategorie” (Humboldt-Universität zu Berlin), 2010 Karl H. Ditze-Preis für herausragende Abschlussarbeiten, Mitglied der “Gesellschaft für Wissen-schaftsgeschichte” (GWG) sowie Sprecher des “Zentrums für Biographik” (ZetBi).