Beschreibung
Die Bezeichnung „Willensmetaphysik“ verstellt den Blick auf die Philosophie Schopenhauers. Vielmehr ist diese als Morphologie von Mensch-Welt-Beziehungen zu lesen, wobei gemäß Schopenhauers hermeneutischer Verschiebung der Philosophie ein anderer Aspekt dieser Beziehungen hervortritt: ein existentiell zu verstehendes Zwischen, das die jeweilige Beziehung und das Verständnis ihrer Pole gestaltet. Die vieldiskutierte Aporetik seines Werkes läßt sich in diesem Rahmen als Denkfigur verstehen, die weder am Nicht-Sprachlichen des Zwischen vorbeigeht, noch es versprachlicht. Über eine Öffnung dieser bislang unbeachteten Stränge im Gesamtwerk gelingt es, Schopenhauer in einer Linie mit hermeneutischen und existenzphilosophischen Ansätzen zu verstehen, die den abendländischen Begriff der Rationalität kritisch reformulieren und erweitern. Die hier vorgelegte Interpretation schließt das Desiderat einer hermeneutischen Lesart Schopenhauers und klärt neben der Bedeutung der Aporetik auch die Frage der Einheit seines Denkens. Zudem wird mit der Betonung des Zwischen die in der abendländischen Tradition vorherrschende Konzentration auf das Feste der Pole ohne Beachtung ihrer Bezogenheit in Frage gestellt und damit das Selbstverständnis der Hermeneutik und Existenzphilosophie vorangetrieben. Der Autor Daniel Schubbe studierte u.a. Politikwissenschaft und Philosophie in Oldenburg. Zur Zeit ist er am Philosophischen Seminar der Universität Mainz und der FernUniversität in Hagen tätig. Schwerpunkte in Hermeneutik, Politischer Philosophie und Wissenschaftstheorie. 2004 Schopenhauer-Essay-Preis der Schopenhauer-Gesellschaft.