Beschreibung
Das vielseitige Vernetzungspotenzial des psychoanalytischen Praxisfelds steht in den letzten Jahren zunehmend im Fokus von interdisziplinär angelegten wissenschaftlichen Auseinandersetzungen. Doch der wachsenden Bedeutung dieses neuen Forschungszweigs steht nach wie vor die Isoliertheit der psychoanalytischen Theorie im Kanon der Wissenschaften gegenüber. Die Offenheit des psychoanalytischen Terrains erschwert augenscheinlich dessen Zuordnung zu einer anerkannten wissenschaftlichen Richtung. An der Schnittstelle zwischen Kultur- bzw. Gesellschaftswissenschaften und Naturwissenschaften einerseits und an derjenigen zwischen Glauben und Wissen andererseits hat es die Psychoanalyse schwer, sich im bestehenden, monoobjektal definierten Kanon zu etablieren. Das Platonische Verdikt, wonach ein jeder Bürger nur etwas gut machen könne, scheint heute noch wirksam zu sein. Doch ist es nicht an der Zeit, in einer pluralistisch und kontrovers geführten kritischen Disziplin, ein Vorbild für einen zeitgemässen wissenschaftlichen Diskurs zu sehen? In diesem Sammelband liefern renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler differenzierte Ansätze zum Verhältnis von psychoanalytischen Prämissen und Theoremen zum Wissens- und Wahrheitsbegriff und machen anhand von aktuellen gesellschaftlichen Phänomenen oder literarischen Texten die Konsequenz geltend, dass die Anerkennung einer Wissenschaft des Subjekts die Voraussetzung für eine adäquate Konfrontation mit dem Objekt ist. Die Herausgeberin Kathy Zarnegin hat in Basel Philosophie studiert und in Zürich in vergleichender Literaturwissenschaft promoviert. Sie ist ausgebildete Psychoanalytikerin und Psychotherapeutin, lehrt psychoanalytische Theorie am soziologischen Institut der Universität Basel.