Beschreibung
Im Mittelpunkt der Studie steht die theatrale Konstruktion der Figuren im dramatischen Werk Heinrich von Kleists. Die Orientierung an Geschichte und Vorgeschichte der Subjektproblematik ermöglicht einen innovativen Forschungszugang zu seinen polysemen Bühnentexten. Beleuchtet wird die anhaltende Aktualität dieses Dichters, ohne ihn verflachend aus seinem Zeithorizont zu lösen. Die vorsichtige Neueinordnung seiner Dramatik der Nicht-Identität erfolgt vor dem Hintergrund der Einmaligkeit des Solitärs Kleist. Implizit wird dabei durchgängig gegen monosemierende Einvernahmen a posteriori angeschrieben. Als bedeutende Einschnitte werden u.a. das Ende des Ausdrucks fi guraler Ideen, der Verzicht auf die ordnende Instanz des Autors sowie die unaufhebbaren Ambivalenzen gesehen. Das ambigue Subjekt selbst, in seiner Doppelbedeutung des unterworfenen Gestalters, hat viel gemeinsam mit der verstörenden Figurenwelt Kleists, wenn es jenseits des aktuellen Ortes und der aktuellen Zeit diskursiv erzeugt wird. Neben einem fundierten Brückenschlag zur Philosophie ist die Arbeit im Kern philologisch ausgerichtet und bietet eine gründliche Analyse der einzelnen Stücke, verbunden mit dem Anspruch, ihrer dramaturgischen Konstruktion gerecht zu werden. Der Autor Helmut Grugger, Studium der deutschen Philologie, der Philosophie und Psychologie, mehrjähriger Lektor an tschechischen Universitäten, ist derzeit als externer Lehrbeauftragter an der Universität Innsbruck.