Beschreibung
Brigitte Reimann (1933-1973) gehört zu den Projektionsgestalten der Literaturgeschichte, weil ihr exzessives Leben die Legende vom Künstler zu beglaubigen scheint. Teil dieser Legende ist das Romanexperiment „Franziska Linkerhand“ (1974), mit dem sich Reimann in der DDR-Literatur zu positionieren suchte. Die vorliegende Studie hinterfragt, was die aktuelle Konjunktur von Autorin und Werk nahe legt: Reimanns „Sitzplatz“ (Siegfried Lenz) in der DDR-Literatur. Wie behauptet sich ihr Fragment gegenüber Traditionen und Normen, die sich im Laufe seiner Entstehungszeit zu wandeln beginnen? Die Untersuchung beschränkt sich nicht auf das einzelne Werk, sondern verbindet sich mit Fragen nach der Genese von DDR-Literatur. Indem die Verfasserin den Roman in seinem Umfeld verortet, wird er als Schnittpunkt typischer und zugleich umbrechender Strukturen und Sinnbildungsmodelle lesbar. Sie profi liert Reimanns Position und zeigt, wie sich Merkmale der DDR-Literatur im Zugriff auf einschlägige Traditionen herausbilden und dabei Kanonisierungs- und Wandlungseffekte bewirken. Die Autorin Maria Brosig studierte Neuere deutsche Literatur, Kulturwissenschaft sowie Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Humboldt-Universität Berlin und der Technischen Universität Berlin. 2008 Promotion; seit 2009 akademische Mitarbeiterin am Institut für Germanistik der Universität Potsdam.