Beschreibung
Das ebenso mächtige wie wirkungsmächtige Werk des „Ersten Scholastikers“, wie man Proklos nicht zu Unrecht genannt hat, das hier erstmals in einer vollständigen Übersetzung ins Deutsche, ergänzt durch einige Begleittexte aus anderen Proklos-Schriften, vorgelegt wird, entstand in der zweiten Hälfte des 5. Jh. n. Chr., ist also von seinem Bezugstext, dem platonischen Problem-Dialog (geschrieben ca. 365 v. Chr.), um eine Distanz von gut achthundert Jahren entfernt. So ist es verständlicher Weise kein Kommentar im herkömmlichen Sinne, sondern nach dem ursprünglichen Wortsinne als ein „Sich-über-etwas-seine-Gedanken-machen“ angelegt. Der Textbezug geht dabei nie verloren: der Autor läßt sich nur in Ausübung seines überwältigenden Erklärer-Fleißes und unter Anwendung rational überprüfbarer Auslegungsmethoden, sowie getragen von einem bewundernswerten Präsenzwissen über die Inhalte der platonischen Schriften, von seinem Text immer wieder dazu anregen, Aussichten auf die Theoreme der Neuplatonischen Weltsicht und Weltdeutung zu eröffnen. Auf deren Grund erfolgt die gesamte Auseinandersetzung. Das macht den Text über das an die Oberfläche tretende, scheinbar nur epigonale Kommentieren hinaus in Wirklichkeit selbst zu einem der großen Dokumente der Philosophie-Geschichte von unschätzbarem Wert einerseits für die Deutungsgeschichte des immer noch rätselhaften platonischen Parmenides, andererseits als entfaltende Darstellung Neuplatonischen Denkens in seinem voll ausgebildeten, reifen antiken Endstadium. Die Anstöße dieser gewaltigen Denk-Anstrengung für weitere spekulative Gesamtentwürfe zu Gott, Welt und Mensch fi nden sich in zahlreichen Rezeptionsspuren von Pseudo-Dionysios Areopagita an über Johannes Scottus Eriugena und viele andere, darunter Nicolaus de Cusa, bis etwa hin zu Schelling. Der Übersetzer Hans Günter Zekl, Studium der Klassischen Philologie und Philosophie in Marburg/Lahn und München; Promotion 1968 über Platons Dialog Parmenides; lehrt seit 1972 Latein und Ethik; seit 1967 tätig als Herausgeber, Übersetzer und Interpret philosophischen Texte, u.a. von Diogenes Laertios, Platon, Aristoteles, Epikur, Cicero, Copernicus, Descartes. Mitarbeiter am Historischen Wörterbuch der Philosophie. Bei K&N erschien von ihm bereits: „Aristoteles – Metaphysik, übersetzt, mit Einleitung und Anmerkungen versehen“, Würzburg 2003. „Rudolph Goclenius – Isagoge. Einführung in die Metaphysik – übersetzt, mit Einleitung und Anmerkungen versehen“, Würzburg 2005. „Capella Martianus – Die Hochzeit der Philologia mit Merkur – übersetzt, mit Einleitung und Anmerkungen versehen“, Würzburg 2005.