Beschreibung
Mit dem Wort Stellvertretung scheint Emmanuel Lévinas an die Grenzen des Denkbaren vorzustoßen. Die intensive Semantik seiner phänomenologischen Analysen im zweiten Hauptwerk „Jenseits des Seins oder anders als Sein geschieht“ legt bei vielen Auslegern den Gedanken nahe, es handle sich bei der Stellvertretung um eine Art Opfer. Dem gegenüber versucht die vorliegende Arbeit, über diesen Kurzschluss hinauszukommen. Nicht die Stellvertretung ist das Ziel der philosophischen Gedankengänge Lévinas’, sondern das, was sich in ihr zeigt und mit ihr denkbar wird. Dies ist nichts weniger als eine philosophische Durchdringung des Wortes Sühne, die sich quer zu jeder Idee der Wiedergutmachung oder Versöhnung als Abschluss stellt. Die über die Stellvertretung entfaltete Sühne im Sinne Lévinas widersteht dabei jeder Opferlogik. Der Autor Pfr. Dr. Urs Espeel ist zur Zeit im Gemeindedienst innerhalb der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern tätig. Er war Stipendiat von „Studium in Israel“, arbeitete in „Jad Vashem“ und war zuletzt Mitglied des interdisziplinären und internationalen Graduiertenkollegs „Kulturhermeneutik im Zeichen von Differenz und Transdifferenz“ an der Friedrich-Alexander-Universität Nürnberg-Erlangen.