Beschreibung
In der Literatur- und Filmwissenschaft ist in den vergangenen Jahren verstärkt zur Frage der Emotionsvermittlung geforscht worden, wobei man immer wieder zu ähnlichen Ergebnissen kam. Umso mehr erstaunt es, dass in diesem Bereich bisher kaum medienkomparatistische Untersuchungen vorliegen. Diesem Desiderat widmet sich der Tagungsband, an dem Psychologen, Psychoanalytikern, Literatur-, Film- und Medienwissenschaftlern beteiligt sind. Ziel des Bandes ist es, durch den Vergleich der beiden Medien Literatur und Film Aufschluss über die Gemeinsamkeiten der Fiktionalität und Vermitteltheit literarischer und filmischer Emotionen sowie über die Unterschiede der zur Emotionalisierung eingesetzten medienspezifischen Ausdrucksmittel zu erlangen. Um das breite Feld ‘Emotionen’ einzugrenzen und zugleich einen Bereich zu fokussieren, der in der bisherigen Forschung kontrovers diskutiert wurde, konzentrieren sich die Beiträge auf die Untersuchung der Rezipientenseite. Dabei stehen Fragen wie ‘Warum lösen Fiktionen Emotionen aus?’, ‘Wie unterscheiden sich reale von fiktionalen Emotionen? ‘ oder ‘Wo liegen die Unterschiede zwischen literarischer und filmischer Emotionsvermittlung und welchen Einfluss hat das jeweilige Medium auf die Emotionalisierung des Rezipienten? ‘ im Mittelpunkt des interdisziplinär angelegten Bandes. S. Poppe: Emotionsvermittlung und Emotionalisierung in Literatur und Film – eine Einleitung – Kognitionswissenschaftliche, psychologische und medienwissenschaftliche Zugänge zum Thema Emotion – R. Reisenzein: Fantasiegefühle aus der Sicht der kognitiv-motivationalen Theorie der Emotion – T. Habermas: Emotionalisierung durch traurige Alltagserzählungen: Die Rolle narrativer Perspektiven – R. Mangold / A. Bartsch: Mediale und reale Emotionen – der feine Unterschied – Mediale Vermittlung von Emotionen und Emotionalisierung in Literatur und Film – K. Mellmann: Schemakongruenz. Zur emotionalen Auslöserqualität filmischer und literarischer Attrappen – F. Zipfel: Emotion und Fiktion. Zur Relevanz des Fiktions-Paradoxes für eine Theorie der Emotionalisierung in Literatur und Film – T. Anz: Gefühle ausdrücken, hervorrufen, verstehen und empfinden. Vorschläge zu einem Modell emotionaler Kommunikation mit literarischen Texten – J. Hanich: Die Publikumserfahrung. Eine Phänomenologie der affektiven Zuschauerbeziehungen im Kino – B. Meyer-Sickendiek: Stimmungen als Gegenstand moderner Lyrik: Zur unabgegoltenen Problematik einer alten Kontroverse – J. Eder: Depressionsdarstellung und Zuschauergefühle im Film – Trauer und Freude in der medienkomparatistischen Beispielanalyse – J.-P. Palmier : Transmediale Trauer. Literarische und filmische Emotionalisierung am Beispiel der filmischen Goethe-Adaptionen Werther (2008) und Mitte Ende August (2009) – M. Braun / W. Kamp: Pathos im Kopf: Musik und Mindscreen in Stanley Kubricks Eyes Wide Shut (1999) – P. Nicklas: Kognition und Emotion. Modi medialer Repräsentation in Sin City. Emotionen in Literatur und Film – Ein Gespräch mit Katharina Hacker und Oskar Roehler