Beschreibung
Am 4. Juli 1938 werden die 1921 geborenen Zwillingsschwestern Ilse und Helga Aichinger voneinander getrennt. Helga entkommt der Bedrohung durch die Nationalsozialisten mit einem der letzten Kindertransporte nach England. Ilse bleibt mit ihren jüdischen Verwandten in Wien zurück. Während Helga im Kreis des Austrian Centre in London das ‚bittere Brot des Exils‘ kostet, heiratet und eine Tochter zur Welt bringt, muß Ilse die Deporta tion ihrer nächsten Angehörigen miterleben. Nach Kriegsende ist es auf beiden Seiten das erste Ziel der Überlebenden, wieder zueinander zu kommen. England wird zu einem der wichtigsten Bezugspunkte von Ilse Aichingers Schreiben. Die Beiträge bieten Einblicke in die noch unpublizierte Korrespondenz der beiden Schwestern während der Zeit der Trennung, Untersuchungen der vielfältigen Englandbezüge in Aichingers Texten und der produktiven Wechselbeziehungen im künstlerischen Schaffen beider Schwestern, sowie Analysen zu ausgewählten Übersetzungen von Texten Ilse Aichingers ins Englische. Am Beginn steht eine von Aichingers Nichte Ruth Rix aufgezeichnete persönliche Erinnerung an die frühe Nachkriegszeit und die erste Wiederbegegnung der Familie in England. Die Herausgeber Rüdiger Görner, Studium der Germanistik, Geschichte, Anglistik und Philosophie an der Universität Tübingen und am University College, University of London; lebt als Literaturwissenschaftler, Schriftsteller und Kritiker seit 1981 in London. Seit 2004 Professor für neuere deutsche Literatur und Gründungsdirektor des Centre for Anglo-German Cultural Relations am Queen Mary College, University of London. Christine Ivanovic, Germanistin, Komparatistin; 2003–2011 Gastprofessorin Universität Tokyo. Publikationen zur deutsch-jüdischen Literatur des 19. und 20. Jh., zur europäischen Literatur, zu Interkulturalität und Intermedialität. Forschungsschwerpunkt Literatur und Geschichte. Sugi Shindo, Germanistikstudium in Tokyo und in Wien. Seit 2008 Assistenzprofessorin an der Nihon- Universität in Mishima. Forschungsschwerpunkt Österreich. Übersetzung des Buches „Der Gefesselte“ von Ilse Aichinger ins Japanische (ersch. 2001).