Beschreibung
Unbestritten ist, daß das vor nahezu 80 Jahren als zukunftsweisendes psychophysiologisches Forschungsinstrument eingeführte „Elektrenkephalogram“ (EEG) im heutigen psychiatrischen Alltag kaum noch eine Rolle spielt. Dabei galt es noch in den 1970er Jahren als der große Hoffnungsträger. Obgleich das Erkenntnispotential des EEG nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft ist, wurde es durch die bildgebenden, strukturdiagnostischen Verfahren abgelöst. Dies ist nicht der vermeintlichen Unergiebigkeit der Methode anzulasten, sondern einer unangemessenen Methodologie. So wurde es Konsens, daß es sich beim EEG um einen stationären Zufallsprozess handelt. Dabei blieb außer Betracht, daß eine solche Unterstellung entscheidend von der Dauer des gerade unter Beobachtung stehenden EEG-Signals abhängt. Akzeptiert man aber die nur durch visuelle Mustererkennung nachweisbare, regelhafte, von der Ableitezeit abhängige Abfolge defi nierter spatio-temporaler Muster als wissenschaftliche Tatsache, haben wir es beim spontanen Ruhe-EEG mit einem Musterbeispiel eines nicht-stationären, nicht-linearen Prozesses zu tun. Eine solche Sichtweise stellt der psychophysiologischen Forschung einen vielversprechenden, bisher nicht zur Kenntnis genommenen Weg in Aussicht. Der Autor Gerald Ulrich, 1962 – 1968 Studiums der Medizin in Erlangen, 1981 Habilitation für das Fach Psychiatrie zur: „Videoanalyse depressiver Verhaltensaspekte“ (Enke, Stuttgart, 1982); 1982 Übernahme der Leitungsfunktion der Abt. f. Klinische Psychophysiologie; 1989 Ernennung zum Professor, 2007 Verleihung des Preises der Margrit-Egnér Stiftung.