Beschreibung
Der deutsch-jüdische Schriftsteller H.G. Adler (1910-1988) überlebte den nationalsozialistischen Rassenhass in den Konzentrationslagern von Theresienstadt und Auschwitz. Die Erfahrungen in den Grenzbereichen menschlicher Existenz prägen sein Werk zutiefst. Während seine wissenschaftlichen Arbeiten (Theresienstadt 1941-1945, Der verwaltete Mensch) dem historisch-soziologischen Verständnis des Geschehens dienen, erkundet die Trilogie seiner autobiographischen Romane Panorama, Eine Reise und Die unsichtbare Wand die vielfach zerbrochene Ich-Identität des Autors. Die vorliegende Studie unternimmt den Versuch, Adlers besondere Form der literarischen Auseinandersetzung mit der Shoah als autotherapeutisches Verfahren zu verstehen. Die Poetik des Gedenken, so die hier vertretene These, folgt einem Modus poetisierenden Erinnerns, der das Trauma der Lagerhaft formt, um dem Verbrechen einen Sinn abzutrotzen – einen Sinn, der für das Weiterleben im Nachhall der Vernichtung eine elementare Voraussetzung darstellt. Der Autor Thomas Krämer, Studium der Germanistik und Geschichte an der Technischen Universität Berlin 2001-2007, Promotionsstipendium der Konrad- Adenauer-Stiftung 2007-2010, ist derzeit im Berliner Schuldienst tätig.