Beschreibung
Als kulturelle Einheit wurde Italien seit dem Mittelalter beschworen. Doch erst Anfang des 19. Jahrhunderts machte sich eine geistige Elite daran, die mitunter wagen Italianitätsvorstellungen zu einer homogenen Vision zu formen, um die „Wiederauferstehung“ (Risorgimento) der Nation einzuleiten und Italien politisch zu einen. Mit literarischen Mitteln schuf sie das Bild einer Nation, deren Existenz sie in Ereignissen der Vergangenheit verbürgt sah. In demselben Maße, wie sich im frühen Jahrhundert das Bemühen um Traditionsstiftung manifestierte, erwuchs mit zunehmender Dauer der identitären Selbstfi ndung bei den Akteuren des Risorgimento jedoch auch die Sorge um den Erhalt von symbolischen Grundlagen der Nation. Noch während der politische Einigungsprozess im Gange war, erlebten Teile des patriotischen Mythenrepertoires bereits einen unaufhaltsamen Niedergang. Gerade vor dem Hintergrund des 150jährigen Jahrestages der italienischen Nationalstaatsgründung liefern die Erinnerungsorte des Risorgimento einen aktuellen kulturwissenschaftlichen Beitrag, der die zentralen Fragen des italienischen Nation- Building neu beleuchtet. Der Autor Robert Lukenda studierte italienische und französische Übersetzungswissenschaft in Germersheim, Dijon und Rom.