Alexander Perrig

Das Vermächtnis des Don Giulio Clovio und die wundersame Vermehrung der Zeichnungen Michelangelos

Erscheinungsdatum: 01.02.2014, 662 Seiten ISBN: 978-3-8260-4985-9
Fachgebiet:
Autor*innen:Alexander Perrig

98,00  inkl. MwSt.

Enthält 7% red. MwSt.
Versandkostenfreie Lieferung innerhalb Deutschlands, für das Ausland gelten gewichtsabhängige Versandkosten.

Beschreibung

Giulio Clovio (1498 – 1578), der 1516 nach Italien ausgewanderte und dort zum berühmtesten Miniator seines Jahrhunderts gewordene Kroate, tat Ungewöhnliches noch angesichts seines nahenden Tods. Nicht nur vermachte er dem Kardinal Alessandro Farnese, dem er vier Jahrzehnte lang gedient hatte, fast seinen gesamten zeichnerischen Besitz. Er sorgte auch dafür, dass dieses Vermächtnis noch in seiner Anwesenheit zum Gegenstand eines Inventars gemacht wurde. Diesem zufolge erbte der Kardinal, in dessen Sammlungen lose Zeichenpapiere bis dahin fehlten, über 650 auf vier Mappen und acht Bündel verteilte Einzelblätter, fast 500 davon bezeichnet von Clovio selbst, die restlichen von den in dessen eigener Kollektion vertretenen Künstlern. Dem Vermächtnis blühte ein trauriges Schicksal. Kurz vor dem im März 1589 erfolgten Tod des Kardinals machte der farnesische Bibliothekar die transparente Ordnung der in einem Kabinettschrank verwahrten Blättermasse durch Umverteilung zunichte. In der Folge verschwand auch Clovios Legatsinventar, in dem 125 Blätter namentlich aufgelistet, die übrigen nummeriert waren. Schon der von den Farnese 1626 mit der Erstellung eines neuen Inventars beauftragte Maler Giovanni Lanfranco hatte infolgedessen keine Kenntnis mehr davon, dass die im Kabinettschrank lagernde Masse nahezu ausschließlich aus Blättern bestand, die Clovio gehört hatten und größtenteils auch von ihm bezeichnet worden waren. Ab 1653 kommt der Name des Miniators, dessen Hand Lanfranco gerade noch auf 27 Blättern zu erkennen vermocht hatte, als Zeichnungsautor in den farnesischen Inventaren überhaupt nicht mehr vor. 1882 wurde Clovios Farnese-Legatsinventar wieder aufgefunden und publiziert. Die Wenigen, die sich damit befassten, hatten nur Augen für die 123 Einzelnennungen. Nach dem Verbleib der über 530 nicht spezifizierten Entwurfs- und Studienblätter fragte niemand. Und wollte auch niemand fragen. Denn alle diejenigen nachweislich aus der Farnese-Sammlung stammenden Blätter, die sich quasi selbst als Träger von Zeichnungen Clovios denunzieren, laufen spätestens seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert unter dem Furcht und Andacht einflößenden Namen “Michelangelo”. Ihre systematische Befragung führt denn auch zu einem bejammernswerten Resultat: Mindestens ein Viertel aller Exponate, die in den größeren der vielen seit 1988 veranstalteten Michelangelo-Zeichnungsausstellungen zu bestaunen waren, bestand jeweils aus Erzeugnissen des von Vasari als der “neue und kleine Michelangelo” gepriesene Giulio Clovio.
Der Autor Alexander Perrig, geboren 1930 in Luzern, studierte Kunstgeschichte, Archäologie und Philosophie in Basel, Rom und Salamanca. 1958 Promotion in Basel. 1967 Habilitation in Hamburg. Prof. für Kunstgeschichte in Hamburg (1972-80), Marburg (1980-85) und Trier (1985-95). Publikationen über Villard de Honnecourt, Lorenzo Ghiberti, Andrea del Verrocchio, Leonardo da Vinci, Michelangelo und Umkreis, Benvenuto Cellini, Guido Cagnacci, Albrecht Dürer, Lucas Cranach, Caspar David Friedrich, Gustave Moreau; die mittelalterlichen Proportionssysteme, die Geschichte der künstlerischen Grundausbildung (13.-16. Jht.), den Sinn der Zentralperspektive, Kunst und Naturwissenschaft in Mittelalter und Renaissance, Landschaftsdarstellung in Mittelalter und Renaissance, die malerische Erschließung der Alpen, Gletscherdarstellungen und die Anfänge der Glaziologie, das Frontispiz der Encyclopédie, die Grundlagen einer Phänomenologie der Handzeichnung.

Zusätzliche Information

Gewicht1,28 kg
Größe15.5 × 23.5 cm (B × H)
Seiten662
Erscheinungsdatum01.02.2014
ISBN978-3-8260-4985-9   //   9783826049859
EinbandartGebunden
SpracheDeutsch
VerlagKönigshausen & Neumann
Verlags-Code05/5108091

Autor*innen

Perrig, Alexander

Alexander Perrig studierte Kunstgeschichte, Archäologie und Philosophie in Basel, Rom und Salamanca. 1958 Promotion in Basel. 1967 Habilitation in Hamburg. Prof. für Kunstgeschichte in Hamburg (1972-1980), Marburg (1980-1985) und Trier (1985-1995). Publikationen über Villard de Honnecourt, Lorenzo Ghiberti, Andrea del Verrocchio, Leonardo da Vinci, Michelangelo und Umkreis, Benvenuto Cellini, Guido Cagnacci, Albrecht Dürer, Lucas Cranach, Caspar David Friedrich, Gustave Moreau; die mittelalterlichen Proportionssysteme, die Geschichte der künstlerischen Grundausbildung (13.-16. Jhrd.), den Sinn der Zentralperspektive, Kunst und Naturwissenschaft in Mittelalter und Renaissance, Landschaftsdarstellung in Mittelalter und Renaissance, die malerische Erschließung der Alpen, Gletscherdarstellungen und die Anfänge der Glaziologie, das Frontispiz der Encyclopédie, die Grundlagen einer Phänomenologie der Handzeichnung.