Beschreibung
Das Konzept des autonomen Individuums befindet sich in der Krise. Traditionelles Orientierungs- und Steuerungswissen erweist sich für die Dynamik globaler Koexistenz als obsolet. Dadurch verengt sich der Spielraum des Individuums, Einfluss auf gesellschaftliche Prozesse und seine eigene Lebensführung zu nehmen. Es geht hierbei um die Frage, in welchem Verhältnis heute Anpassung und Selbstbestimmung stehen. Wie und wo spiele ich als Individuum mit? Um Spielräume zu erkennen, selbst zu bestimmen und mit anderen zu verändern, muss man kooperieren. Dazu benötigt der Einzelne Modelle und Erfahrungsbeispiele. Das fordert Einsicht gegenüber der Lebensperspektive anderer und eine radikale Offenheit gegenüber allen denkbaren Situationen. Das Buch greift die anarchistische Idee gegenseitiger Hilfe im skizzierten Zusammenhang auf und entwickelt diese durch die Einbeziehung aktueller Debatten weiter. Gegenseitige Hilfe wird als ein offenes Modell »freiwilliger« Kooperation von Kleingruppen in Abgrenzung zu »unselbstständiger« Kooperation erläutert. In diesem Rahmen werden Bewusstseinskonzepte exemplarisch diskutiert, die der Einzelne gedanklich und praktisch annehmen kann, um selbstbewusster und unabhängiger zusammen mit anderen zu lernen, zu denken und zu handeln.
Der Autor Arthur Engelbert ist seit 1996 Professor für Medientheorie und -praxis an der FH Potsdam und habilitierte 1998 im Fach „Medientheorie und Kunstwissenschaft“.