Beschreibung
Während der Büchner-Preisträger Martin Mosebach aufgrund seiner antimodernen Provokationen und seines Engagements für die römische Liturgie in den Medien als neuer konservativer Vorzeigeautor gehandelt wird, haben weder seine Fürstreiter noch Kritiker bislang mehr als oberfl ächliche Interpretationen des Werkes vorgelegt. Diese Arbeit leistet die erste detaillierte literaturkritische Untersuchung des Romanwerkes. Sie setzt an bei Mosebachs in ihrem ganzen Ausmaß noch nicht ins Bewusstsein gerückten Spielästhetik. In close readings der Hauptwerke, welche durch Überblicke über die Nebenwerke ergänzt werden, zeigt sich, wie die Lust an untergründigen poetischen Wirklichkeitsverwandlungen mittels überraschender Allegorie- und Metaphernkomplexe und am Unterlaufen von Erwartungen Mosebachs Schreiben animiert und die Form eines virtuosen Versteck- und Verwirrspiels mit dem Leser annimmt. Erstmals werden hier aus der als Rätselkomplex erscheinenden Textoberfläche die rätsellösenden Metatexte bzw. die formalen Bauprinzipien erschlossen und das oftmals selbstgenügsame Spiel mit Leitmotiven und Symmetrien nachgezeichnet.
Die Autorin Kirsten Rathjen studierte Germanistik an den Universitäten Columbus/Ohio (USA) und Leeds (GB). Seitdem sie mit der vorliegenden Arbeit 2011 in Leeds promoviert wurde, lehrt sie dort deutsche Sprache und Literatur.