Beschreibung
„Geistige Souveränität – sieht die Welt von oben“. Diese Notiz des späten Hofmannsthal ist programmatisch aufzufassen. Denn die politischen Konfl iktlagen seiner Zeit wollte der österreichische Autor auf dem Feld der Kultur ausagieren. Aus diesen Jahren stammt auch Carl Schmitts Postulat, der Begriff des Politischen gehe dem des Staates voraus. Souveränität könnte demnach darin bestehen, dieses juristisch Undarstellbare poetisch zu gestalten, im Mythos (des modernen Welttheaters) zu bannen und zu vermitteln. Eben dies war Hofmannsthals Anliegen. Die hierfür benötigte politische Sprache, Fluidum jeder demokratischen Öffentlichkeit, sollten die Dichter „stiften“. Im „Schrifttum“ beglaubigen sie ihre geistige Autorität und den Anspruch, die politische Theologie zu beerben. Dass aber deren Ausübung mythisch-charismatischen Vorgängen aufruht, war dem Dichter nur zu bewusst. In fünf Kapiteln werden Bezugnahmen und Wirkungsabsicht von Hofmannsthals kulturpolitischen Ambitionen rekonstruiert und auf die Dramaturgie der Herrschaftstypen im „Turm“ bezogen. Prolog und Epilog reflektieren die Ergebnisse im Forschungsfeld „Literatur und Politische Kultur“. Wesentliche Beiträge zur Hofmannsthal- Forschung sind die Offenlegung der Bezugnahmen auf Max Webers Herrschafts- und Religionssoziologie und Karl Vosslers Sprachsoziologie, sowie eine konzise Aufarbeitung von Hofmannsthals Rezeption einiger Schriften Schmitts und Walter Benjamins.
Der Autor Alexander Mionskowski studierte und promovierte an der Freien Universität Berlin. Publikationen über Kleist, Ernst Toller und Carl Schmitt/Walter Benjamin.