Beschreibung
„Wissen in Bewegung“ untersucht zeitgenössische Latina-Theorie/n: kultur- und literaturwissenschaftliche, postkolonial und feministisch informierte Theorien Lateinamerikas. Der gängige Forschungsstand zweifelt die Handlungsfähigkeit von Latina-Theorie oftmals an. Es fehle ihr an innovativer Stärke; das „subalterne Subjekt“ bleibe, was Theoriebildung betreffe, stumm. Diese Beurteilungen verschweigen, wie sie Latina-Theorie/n selbst zum „subalternen Subjekt“ stilisieren, an Dependenzdiskursen teilnehmen, und, in einem Begehren nach Unmissverständlichkeit und Statik, klare Vorstellungen von „Theorie“ einfordern. Latina-Theorien scheinen aber keiner „eindeutigen Verortung“ zu folgen. Unterschiedlichste kulturelle und literarische Phänomene kreativ und sensibel behandelnd, agieren sie mit dem Verständnis eines flottierenden „Dazwischen“, das sie so behutsam, fast lautlos, einführen, dass dieses (und sie selbst) nicht sofort Gehör finden muss (müssen). Sie erfinden sich als „literarische Theorien“, gehen aber über traditionelle Registerüberschneidungen – wiederholt als „hybride Texte“ beschrieben – hinaus: sie erstellen nämlich performative Konzepte, die sich in oszillierenden Textwelten bewegen. Sich von substanzlosem Zelebrieren von Mobilität distanzierend, refl ektieren sie spezifi sche Situiertheit in prekären Verhältnissen, und transportieren Modelle widerständischer Praktiken und politischen Veränderungspotentials.
Die Autorin Romana Radlwimmer studierte Germanistik und Romanistik an der Universität Wien und der Universidad Autónoma de Madrid.