Beschreibung
Egon Erwin Kisch gilt als einer, wenn nicht als der Schriftsteller, der die Reportage zu einer literarischen Gattung gemacht hat. Journalisten schätzen ihn bis heute für sein vehementes Eintreten für die Faktenwahrheit. Sein während des Exils entstandenes Buch mit dem Titel Marktplatz der Sensationen ist eine schillernde Beschreibung seiner Kindheit, Jugend und Reporterzeit im Prag der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Die Analyse dieses von ihm Memoiren genannten Werkes macht deutlich, dass er seine erste, gut drei Jahrzehnte umfassende Lebensphase in genau dem Spannungsfeld ansiedelt, das ihn bis heute kennzeichnet: Mit zahlreichen Anekdoten beschreibt er einen Konflikt zwischen seiner Neigung zur schöpferischen Fiktion des Literaten auf der einen und seiner Vorliebe für die Aufrichtigkeit und Tatsachentreue des Berichterstatters auf der anderen Seite, den er erst aufgrund seiner Erfahrungen des Ersten Weltkriegs zu lösen vermag. Die der Analyse folgende empirische Untersuchung seiner Anekdoten und Geschichten geht der Frage nach, ob denn diese im journalistischen Sinne tatsachenwahr sind oder ob es sich um dichterische Fantasieprodukte handelt. Ziel der Studie ist es somit herauszufinden, ob Kischs Darstellung seines Lebens zwischen Fakten und Fiktionen selbst auf Fakten oder auf Fiktionen beruht.
Die Autorin Ulrike Robeck; Studium der Geschichte, Philosophie und Informationswissenschaft in Bonn und Düsseldorf; Promotion zum Doktor der Philosophie an der Ruhr-Universität Bochum. U. a. drei Veröffentlichungen zu einzelnen Reportagen aus Egon Erwin Kischs „Der Rasende Reporter“.