Beschreibung
»Wie steht es um die Kritik?«, fragt Maurice Blanchot 1959. Wer so fragt und nicht »Was ist Kritik?«, hat längst aufgehört, daran zu glauben, dass wir noch im »Zeitalter der Kritik« (Immanuel Kant) leben, zumindest wenn darunter die aus der Bewegung der Aufklärung hervorgehende Moderne verstanden wird, die sich in ihrer Rationalität vor allem als kritisches Projekt darstellt. Demgegenüber wird Blanchot sein Verständnis von Kritik an und in der Literatur entwickeln, wobei die Kritik für die Literatur weder überflüssig ist noch mit ihr zusammenfällt. Sie ist vielmehr, und das durchaus paradoxerweise, gerade als Teil des literarischen Raums essenziell für die Literatur. Kritik wird dabei zur Formwerdung einer Lektürepraxis, die ohne Urteilen und ohne Bewerten auskommt, und der insofern ein autoritätskritisches Potenzial innewohnt, das der Literatur inhärent sein mag, aber erst durch ihre Kritik mobilisiert wird.
Die Voraussetzungen, Annahmen und Elemente dieses Kritikbegriffes werden im vorliegenden Band einer Revision unterzogen und konfrontieren den Theoretiker, den Kritiker und den Schriftsteller Blanchot mit den Implikationen seines eigenen Schreibens.
Der Band enthält Beiträge von Maurice Blanchot, Georges Bataille, Peter Bürger, Paul de Man, Marco Gutjahr, Geoffrey H. Hartman, Jonas Hock, Michael Holland, Arne Klawitter, Pierre Klossowski, Dominique Rabaté, Jean Starobinski und Tzvetan Todorov.