Beschreibung
Die Monographie beschäftigt sich mit der Inszenierung des Fremden in den Reisetagebüchern von Stefan Zweig. Im Vergleich zu anderen Formen der autobiographischen Medialisierung stellen die an seine breitgefächerte Reisetätigkeit anknüpfenden und im Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichen und kulturellen Traditionslinien und Brüchen verorteten Tagebuchaufzeichnungen ein vielfach unvermitteltes Zeugnis der Reiseerfahrungen des Autors dar. Der Reisediarist erscheint als Individuum, das auch in persönlichen Notsituationen dem Fremden mit differenzierter Sensibilität begegnet und das rein Subjektive mit dem Blick des Anderen zu paaren weiß. Zweigs diaristische Reisenarrative vermitteln facettenreiche Einblicke in seine Wahrnehmung des Fremden und dessen Ausprägungsformen und entpuppen sich als symbolische Orte der Bildung individueller und kollektiver Identitäten, die nicht allein vom Universalen und Transkulturellen, sondern auch vom Regionalen und Eurozentrischen geprägt und zugleich zur Brechung kulturzentristischer Perspektiven bestimmt sind.
Der Autor Matjaž Birk ist ao. Professor für Deutsche Literatur an der Universität Maribor in Slowenien und langjähriger wissenschaftlicher Betreuer der dortigen Österreich-Bibliothek. Zahlreiche Publikationen zur neueren deutschsprachigen Literatur, insbesondere aus Österreich und aus interkultureller Perspektive, darunter zu Stefan Zweig, Joseph Roth, Arthur Schnitzler, Thomas Bernhard und zu deutsch-slowenischen und -slawischen Literatur- und Kulturtransferprozessen.