Beschreibung
Das Buch stellt – in einer Zeit, in der Untersuchungen zu Kastratenstimmen Hochkonjunktur haben – eine neue, auf hohe, bewegliche Singstimmen fokussierte Perspektive vor. Dabei wird der kulturelle Kontext des post-tridentinischen Italiens als Voraussetzung für die Ausprägung des damals zentralen, mehrfachadressierten Massenmediums „Stimme“ angesehen. Ausgehend von zuvor nicht analysierten Stimm- und Aufführungsbeschreibungen sowie zahlreichen bisher nicht herangezogenen Primärquellen im Bereich der Philosophie, Medizin, Physik, Rhetorik, Theologie, Rechtsprechung und Musiktheorie wird nach der Wahrnehmung ihres Klanges, ihrer ,Botschaft jenseits der Worte‘, ihres ,Paraverbalen‘ gefragt. Eine erstmalige, detaillierte Aufarbeitung des Genderdiskurses gibt weitere Informationen zur damaligen Rezeption hoher Stimmen. Ergänzend erfolgt der Einbezug aktueller, insbesondere auch italienischer Thesen der Kastratenforschung, der Kirchengeschichte, der Philosophie, der Geschichte der Sexualität und der Kunstgeschichte. Gewonnen wird eine Sicht, die von den üblicherweise angeführten Assoziationen des Körpers, des Geschlechts, des Hermaphroditismus, der Androgynität, der Sexualität der Singenden, aber auch von abstrakter Klangschönheit weit entfernt ist.
Die Autorin Saskia Maria Woyke ist Privatdozentin der Studiengänge „Musiktheaterwissenschaft“ und „Musik und Performance“ an der Universität Bayreuth und stellvertretende Vorsitzende der Johann Adolf-Hasse-Stiftung.