Beschreibung
Die vorliegende Arbeit stellt die erste Monographie zum historischen Roman im Maghreb dar und zeigt das Erzählgenre in seiner ganzen thematischen und formalen Vielfalt. Ausgangspunkt der Studie sind Amrouches, Memmis und Fanons Schlüsseltexte der „prise de conscience maghrébine“, in denen die Autoren die Entfremdung von der eigenen Geschichte als Folge der französischen Kolonisation konstatieren und die Wiederaneignung der präkolonialen Vergangenheit als Voraussetzung einer Bewusstwerdung der kulturellen Identität ihrer Länder postulieren. Im Mittelpunkt steht die Frage, inwieweit die maghrebinischen Schriftsteller diesen Weg beschritten und welche Zugänge zur vorkolonialen Geschichte sie ihren Lesern eröffnet haben. In der nach Ländern gegliederten Darstellung werden Romane Ben Jellouns, Chraïbis, Daouds, Ammis, Kharmoudis, Kréas, Djaouts, Boudjedras, Djebars, Ferrahs, Souidis, Chevalliers, Baccouches, Chebbis, Mellahs, Darragis und Mabrouks in Einzelinterpretationen vorgestellt, wobei sich zeigt, dass das von den Autoren entworfene Bild der Vergangenheit immer auch eine Stellungnahme über ihre Relevanz für eine zu findende postkoloniale nationale bzw. maghrebinische Identität und eine Reflexion über aktuelle gesellschaftliche Probleme impliziert.
Der Autor Ulrich Döring arbeitete als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Romanischen Seminar der Universität Tübingen und als Gymnasiallehrer. Buchveröffentlichungen über die Phantastische Literatur Frankreichs im 18. und 19. Jahrhundert (1987), Antoine Furetière (1995) und Driss Chraïbi (2003).