Beschreibung
Das Buch stellt einen Beitrag zur literaturgeschichtlichen Aufarbeitung der politisch-literarischen Deutschlanddebatten in der Bundesrepublik dar, sofern es analysiert, wie in den Jahren 1960 – 2010 in (West)Deutschland das Deutschsein reflektiert wurde. Es widmet sich sowohl repräsentativen öffentlichen Reden der Politiker, Philosophen und Literaten, als auch den geschichtswissenschaftlichen Grundsatzdebatten (Fischer-Kontroverse, Historikerstreit, Goldhagen-Debatte). Unter dem Gesichtspunkt Deutschlandproblematik werden darin auch die umfangreichen und komplexen Werke von G. Grass, M. Walser, H. M. Enzensberger und B. Strauß erörtert. Das Buch thematisiert somit nicht nur die Literaturgeschichte, sondern auch die Entwicklung der politischen Kultur in der Nachkriegszeit; deren Diskurse werden allerdings jenseits vertrauter links-rechts Schemata interpretiert, wodurch eine andere Geschichte des reflektierten Deutschlandredens entsteht. Weniger wiegen darin programmatische Positionen der Akteure als die vermittelnden Strategien, deren Träger zwischen die Fronten geraten. Indem dieses Buch eben solche Mittler und zwischen den Stühlen agierende Intellektuelle in den Vordergrund rückt, lotet es ein Feld aus, das von den ausgetretenen Pfaden des Nachkriegsmainstreams eher umgangen wurde.
Der Autor Aleš Urválek studierte an der Masaryk Universität in Brno Germanistik und Philosophie; seit 2013 dort als wissenschaftlicher Assistent, seit 2017 als Dozent für neuere deutsche Literatur tätig. Schwerpunkte: deutschsprachige Literatur des 20. Jahrhunderts, Geschichte der insbesondere politischen und philosophischen Ideen in der Moderne.