Beschreibung
Die zunehmende Internationalität von Kaufleuten, Handwerkern und Künstlern nach den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges und der Hexenprozesse war Ausdruck einer neuen Geisteshaltung und fruchtbarer Boden für den wachsenden Wohlstand Würzburgs. Der vorliegende Band untersucht auf der Grundlage intensiver Quellenstudien wirtschafts- und sozialgeschichtliche Hintergründe der für die Stadt bedeutsamen Migrationsbewegungen im 17. und 18. Jahrhundert. Dabei stehen zwei repräsentative Fallbeispiele im Fokus: Netzwerke wie die der Brentanos – Kaufleute vom Comer See – und der Ziegler und Weinhändler aus Zell – einer Gemeinde vor den Toren Würzburgs – waren die Grundlage für den außergewöhnlichen Erfolg italienischer und fränkischer Geschäfts- und Verwandtschaftsverbünde. Sie sind in dieser Untersuchung zugleich der Ausgangspunkt um anhand von Zell die wirtschaftsgeschichtliche Verflechtung von Stadt und Land zu beschreiben.
Rezensiert auf »Sehepunkte. Rezensionsjournal für die Geschichtswissenschaften« (21,2021), nachzulesen HIER.
Rezensiert auf »Clavibus Unitis”, Ausgabe 2020/3, nachzulesen HIER
Rezensiert auf: »Bulletin der Polnischen Historischen Mission« (Hans Peter Baum): nachzulesen HIER
weitere Stimmen
Der Verfasser – ein Germanist und EDV-Fachmann an der Universität Würzburg, der u.a. mit kunst- und kulturhistorischen Arbeiten hervorgetreten ist – hat in umfangreichen Archivstudien einen beeindruckenden Fundus an Quellen zur Zuwanderung nach Würzburg und sein Umfeld vom späteren 16. bis um die Mitte des 18. Jahrhunderts erarbeiten können. […] Die Publikation ist ein Grundlagenwerk für die Geschichte der Zuwanderung nach Würzburg, das viele neue Erkenntnisse bringt und nicht zuletzt für die Familienforschung umfangreiches und bestens dokumentiertes Material bereithält,
(Werner Wilhelm Schnabel, S.255-257; in: Blätter für fränkische Familienkunde, Nr. 44 (2021). Herausgegeben von der Gesellschaft für Familienforschung in Franken).
Christian Nasers Ziel ist es, „die der Oberflächenbewegung zugrundeliegenden Strukturen zu beschreiben“. Er tut dies am Beispiel der Residenzstadt Würzburg und des Dorfes Zell am Main, wo vom späteren 16. bis ins 18. Jahrhundert durch Migrationsbewegungen großen Zuschnitts, vornehmlich aus Savoyen, vom Lago Maggiore und vom Comer See sowie aus Wallonien, aber auch aus anderen Regionen familiäre und geschäftliche Netzwerke entstanden, die die allgemeine Entwicklung dieses Raumes nicht minder nachhaltig prägten, als es ein großes, gut sichtbares und leicht beschreibbares Ereignis tun könnte. Dies ist umso verdienstvoller, als die starke Präsenz ausländischer Geschäftsleute (und Künstler) der Forschung bislang entgangen ist
(Erika Kustatscher, S.224-227, hier S.224f., in: Geschichte und Region/Storia e regione; 30. Jahrgang, 2021, Heft 2 – anno XXX, 2021, n. 2; herausgegeben von / a cura di Karlo Ruzicic- Kessler).
Christian Nasers wichtiges Buch lenkt den Blick auf kaum beachtete Quellen. Darüber hinaus schärft es in einer neuen Weise den Blick für die Bedeutung der Migranten und ihre Vernetzung in der Gesellschaft Frankens vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Schließlich schafft es bereits mit den von Naser vorgelegten Quellenexzerpten die Basis für weitergehende Forschungen in Geschichte und Kunstgeschichte sowie weit darüber hinaus
( Erich Schneider, S.236-238, hier 238, in: Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte, Band 84 Heft 1/2021).
Die durch Nasers Forschungen erstmals wiederentdeckten umfangreichen Wohnplätze der „welschen“ Kaufleute aus Savoyen in Würzburgs zentraler Innenstadtlage haben dazu geführt, dass das vor einigen Jahren in Angriff genommene Projekt eines „Würzburger Häuserbuches” jetzt wesentlichen Auftrieb erhalten hat. Wie in seiner bereits im „Mainfränkischen Jahrbuch für Geschichte und Kunst“ 2019 veröffentlichten Abhandlung „Das Würzburger Häuserprojekt“ vorgezeichnet, entwickelt er hier als Anhang VII den ertragreichen Exkurs ,,Würzburger Hausforschung“. Im Mittelpunkt stehen die Häuser der Gigandts und Brentanos. Durch die Heranziehung bisher wenig beachteter Archivalien wie Steuer-, Siegel- und Handelskammerbücher, dazu der Kirchenbücher, gelingt es Naser, die Wohnbebauung im Umfeld des Domes, des Sternplatzes, der Domstraße und anschließender Gassen in großem Umfang zu rekonstruieren. … Die Würzburger Häuserforschung, die seit Heffner und Memminger geruht hat, erlebt augenscheinlich ihren Durchbruch. … Das Fazit der unglaublich umfangreichen Archivrecherchen liegt in dem als Teil 2 vorgelegten voluminösen Begleitband vor. Hier findet sich, chronologisch geordnet, in sage und schreibe 862 Namensblöcken der gesamte aus den Archivalien gewonnene Ertrag über die Würzburger Zuwanderer von 1555 bis 1751. … Hierbei sind auch die aus dem In- und insbesondere aus dem fränkischen Umland Zugezogenen erschlossen. Man fasst es nicht, wie diese abertausenden Quellenzitate gesammelt werden konnten, die nun wohlaufbereitet auf den Benutzer warten. … Das Werk Nasers, das Würzburgs Geschichte in einem wichtigen Zeitabschnitt neu geschrieben hat, kann mit Recht ein Markstein genannt werden.
(Rezension von Erich Langguth in: Archiv für Familiengeschichtsforschung; 24. Jahrgang, Heft 3-4 (2020))
Naser gewinnt seine Erkenntnisse aus der Verschränkung mehrerer, ganz unterschiedlicher Quellengruppen: Kirchenbüchern aus dem Würzburger Diözesanarchiv, Ratsbücher aus dem Stadtarchiv Würzburg sowie diversen Steuer- und Hypothekenbüchern aus dem Staatsarchiv Würzburg sowie diversen Steuer- und Hypothekenbüchern aus dem Staatsarchiv Würzburg. Mit Hilfe dieser aufwändigen und bislang kaum praktizierten Methode entwirrt Naser Beziehungsgeflechte, von denen man glaubte, sie müssten auf Grund der zerstörten Unterlagen für immer verborgen bleiben. So gelingt Naser etwa die Identifikation [und exakte Lokalisierung] einer bislang völlig unbekannten jüdischen Synagoge mit Mikwe im Würzburger Stadtgebiet. […] Naser Opus magnum ist in mehrerlei Hinsicht eine Pionierleistung. Die Art der Fragestellung, die Quellensättigung und die ausgefeilte Methodik suchen ihresgleichen. Es bleibt zu hoffen, dass diese Studie eine Initialzündung für viele weitere Forschungen zu Lokalgeschichte sowie zur fränkischen Landesgeschichte bildet.
(Alexander Wolz, S.246-348, hier 348. In: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst 75 (= Archiv des Historischen Vereins für Unterfranken und Aschaffenburg Bd. 146), Würzburg 2023.
Der Autor
Dr. Christian Naser studierte an der Universität Würzburg Germanistik und Latein. Seit 1987 arbeitet er am Würzburger Institut für deutsche Philologie. 1993 promovierte er mit einer mediävistischen Arbeit zum Thema: „Der geistliche Streit. Synoptischer Abdruck der Fassungen A,C, B und D. Kommentar und Motivgeschichte“. Er ist außerdem Verfasser von Publikationen zu Balthasar Neumann: Das vergessene Schloß. Balthasar Neumanns Weinhändlerpalais in Zell und Der Gesandtenbau der Würzburger Residenz. Balthasar Neumann und die Entstehungsgeschichte des ‚Neuen Baus‘.