Beschreibung
Auf der Suche nach Antworten auf die Frage nach der normativen Grundlage der Theorie einer gerechten Gesellschaft erweisen sich die kantische und die hegelsche Tradition weitgehend als idealtypischer Gegensatz. In dieser Arbeit wird durch einen Vergleich zweier aktueller Vertreter dieser Traditionen, Alan Gewirth und Axel Honneth, untersucht, inwieweit tatsächlich ein Gegensatz besteht. Einerseits haben Gewirth und Honneth sehr verschiedene Zugänge zur Gerechtigkeit: Während Gewirth im Sinne der kantischen Tradition auf der Basis eines allgemeinen Begriffs menschlichen Handelns und eines Begriffs minimaler Vernünftigkeit ein oberstes moralisches Prinzip begründet, das die Grundlage seiner Theorie einer gerechten Gesellschaft bildet, macht Honneth, im Sinne des hegelschen Sittlichkeitsansatzes, das normative Potential der realen Institutionen zur Grundlage seiner gesellschaftsanalytischen Gerechtigkeitstheorie. Auch treffen einige „traditionelle“ Kritikpunkte durchaus zu. Andererseits weisen beide Ansätze inhaltlich mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede auf. Zudem lässt sich ein wechselseitiges Ergänzungsverhältnis aufzeigen: Gewirth kann Honneths Ansatz um eine normative Begründung bereichern, Honneth bietet für Gewirths Theorie notwendige Präzisierungen.
Die Autorin:
Daniela Berner-Zumpf studierte Philosophie und Latein in Bochum; dort entstand auch diese Arbeit, betreut durch Klaus Steigleder. Seit 2014 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Philosophiedidaktik der Universität Paderborn; weitere Forschungsschwerpunkte liegen in der Moral- und Sozialphilosophie.