Beschreibung
Heimito von Doderers Auftritt als starke Autorpersönlichkeit, die eng mit ihrem literarischen Werk verknüpft ist, hat positiven wie negativen Widerhall hervorgerufen, der bisweilen auf beiden Seiten sektiererische Formen angenommen hat. Die Frage, wie vor diesem Hintergrund eine gelungene Rezeption des Werks aussehen würde, scheint bis heute weitgehend offen zu sein. Die Beiträge dieses Bandes bilanzieren anlässlich des 50. Todesjahrs die Wirkungsgeschichte des Autors in Form von literarischen Echos, im Spiegel von Politik und Gesellschaft, anhand der Frage nach zeitgeschichtlichen Leseangeboten und mit Blick auf die internationale Wahrnehmung.
I. LITERARISCHE ECHOS: S. Müller: Ausflussangst – Vorkehrungen gegen das Versickern in Vielfalt. Heimito von Doderer und Herbert Eisenreich – B. Fetz: „Ich bin meine eigene ‚Avantgarde‘.“ Heimito von Doderer und die literarische Avantgarde in Österreich nach 1945 – K. Wagner: „Weiter erzählen! (Doppelsinn)“. Doderers und Handkes epischer Imperativ – J. Radczewski-Helbig: Gegen den Irrtum, dichterische Freiheit sei Geschichtsfälschung. Martin Mosebach auf den Spuren Heimito von Doderers – G. Sommer: „ich sehe das Leck in deiner Seele“ vs. „ob du es glaubst oder nicht“. Zur Leseranrede bei Heimito von Doderer und Wolf Haas – R. Walter-Jochum: Jenseits der „Wasserscheide“. Robert Schindels Panorama österreichisch-jüdischen Lebens in „Der Kalte“ als Gegenentwurf zu Doderers „Dämonen“ – II. IM SPIEGEL VON POLITIK UND GESELLSCHAFT: Günther Stocker: Everybody’s Darling? Heimito von Doderer im Literaturbetrieb der 1950er Jahre – S. Winterstein: Doderers Selbstinszenierung – S. Winterstein: Doderer-Straßen. Der Schriftsteller im Spiegel des öffentlichen Raums – III. LESEANGEBOTE: Evelyne Polt-Heinzl: Edle Majore, Etappenkulinarik und gekappte Erinnerungen. Heimito von Doderers „Strudlhofstiege“ als Angebot zur ,Bewältigung‘ der NS-Vergangenheit – J. Sonnleitner: Selbstanprangerung des Autors. Eine Relektüre von Doderers Erzählung „Unter schwarzen Sternen“ – K. Ma-Kircher: Heimito von Doderers journalistische Arbeiten in den 1920er und 1930er Jahren – eine Editionslücke? – IV. INTERNATIONALE WAHRNEHMUNG: Achim Hölter: Doderers Stellung in internationalen Literaturgeschichten – P. Quadrelli: Kein Nostalgiker und kein Krisenprophet. Zur italienischen Rezeption Heimito von Doderers – J. Tancer: Unter den Oplateks, Wewerkas und Zileks. Doderer in der Tschechoslowakei – E. Király: Doderer als Muse? Ungarische Resonanzen – V. Kling: Heimito von Doderer’s Reception in the United States: A Theater Piece in Three Acts.
Die Herausgeber:
Roland Innerhofer ist Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Wien.
Matthias Meyer ist Professor für Ältere deutsche Literatur unter Einschluss der Frühen Neuzeit an der Universität Wien.
Stefan Winterstein ist Literaturwissenschaftler in Wien.