Beschreibung
Der Straßburger Heinrich Leopold Wagner (1747 – 1779) ist vorrangig bekannt geworden als der Verfasser des bürgerlichen Trauerspiels Die Kindermörderin (1776), das zu den wichtigsten Dramen des Sturm und Drang zählt. Darin greift er Themen wie gewalttätige Sexualität, ungewollte Schwangerschaft, familiale und gesellschaftliche Zwänge, die Lage der Frau und den Kindsmord auf und gestaltet sie auf dramatisch innovative Art und Weise. Daneben hat Wagner weitere Texte geschrieben, die bis heute weder in der Forschung noch außerhalb der Wissenschaft einen größeren Bekanntheitsgrad erreicht haben. Der vorliegende Band versammelt neue Studien zu Wagners Werk, die nicht nur die Diversität von Wagners Œuvre sichtbar werden lassen, sondern auch neue Perspektiven, Interpretationen und Kontextualisierungen anbieten.
B. Beßlich: Ein Pendant und Prequel zu Merciers Zukunftsroman L’an 2440. Prognostizierte Retrospektive und Nebentext-Experimente in Heinrich Leopold Wagners Literatursatire Voltaire am Abend seiner Apotheose (1778) – G. Dommes: Wagner neu beleuchtet: Hacks’ Kindermörderin-Bearbeitungen (1957 und 1963) und Harigs Ein Fest für den Rattenkönig (1982) – N. Lehnert: Heinrich Leopold Wagners “Reimereien” (i.e. Gedichte) revisited – S. Lepsius: “Heiße Magister, heiße Doktor gar …” – Heinrich Leopold Wagners juristische Dissertation De aurea bulla/Über die Goldene Bulle<7/i> an der Universität Straßburg – M. Luserke-Jaqui: Heinrich Leopold Wagners Kinderpastorale (1777) – G. Pailer: Medeas neue Masken: Dramatische Aktualisierungen zwischen femme forte und zärtlicher Tochter in Heinrich Leopold Wagners Die Reue nach der That (1775) und Die Kindermörderin (1776) – A. Ripper: “Voran ein Prologus und zulezt ein Epilogus.” Zur Funktion des Paratextes in Heinrich Leopold Wagners Prometheus, Deukalion und seine Recensenten (1775) – H. Tommek: Digressiver Milieu-Realismus in Heinrich Leopold Wagners Romanfragment Leben und Tod Sebastian Silligs (1776) – L. Wille: ‚Goethes Jugendgenosse’ vergessen, verkannt … und wiederentdeckt. Ein Überblick zur Heinrich Leopold Wagner-Forschung – L. Wille: Bürgerliche Identitäts- und Subjektkonstitutionen in Heinrich Leopold Wagners empfindsamen Lustspiel Der wohlthätige Unbekannte (1775)
Die Herausgeber: Matthias Luserke-Jaqui (geb. 1959) ist ordentlicher Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der TU Darmstadt und international ausgewiesener Experte für die Literatur des 18. Jahrhunderts und des Sturm und Drang.
Lisa Wille (geb. 1987) ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet Neuere deutsche Literaturwissenschaft der TU Darmstadt und promovierte 2019 mit der Arbeit Zwischen Autonomie und Heteronomie. Bürgerliche Identitätsproblematik in Heinrich Leopold Wagners dramatischem Werk (erscheint demnächst bei K&N).