Beschreibung
Menschen leben in, mit und durch Medien, Bücher etwa oder alles Mögliche. Medien ihrerseits operieren mit, durch und zwischen Menschen, Lesern etwa. Das Verhältnis von Menschen und Medien ist daher so allgegenwärtig wie klärungsbedürftig. Die recht beruhigende Vorstellung ist wohl, Menschen machen, gebrauchen und beherrschen die Medien, in denen sie leben. Nur steht es mit den Medien wie beispielsweise mit der Sprache: wer die beherrscht, glaubt zu beherrschen, was ihn beherrscht. Die ‚Herrschaftsverhältnisse‘ sind keineswegs so klar, wie geglaubt. Das lässt sich wie ein Kaleidoskop vielfältig wenden.
Wovon handelt Medienanthropologie? Vom Menschen in den Medien wie im Film? Von Menschen, die Medien gebrauchen? Vor allem vom Verhältnis von Menschen und Medien, ihren Interferenzen, Übergängen und Hybridisierungen. Das eröffnet neue Horizonte jenseits ‚alter‘ Anthropologie. Hier steht im Fokus, ob und wie Menschen von Medien bedingt, geformt, inszeniert bzw. figuriert werden. Medienanthropologie handelt keineswegs nur von ‚Menschen‘, sondern von Figuren und ihren Figurationen.
Inhalt:
Vorwort – P. Stoellger: Konfigurationen der Anthropologie zwischen Anthropozentrik und Anthropophobie. Zur Einleitung – A: Anthropomedialität – C. Voss: Anthropomediale Perspektiven – D. Mersch: Anthropomedialität und Widerstand. Einige kritische Anmerkungen zur ‚Medienanthropologie‘ – B. Liebsch: Menschen – verzeitlicht, entsetzt. Umrisse gegenwärtiger Historisierung anthropologisch-medialen Denkens – P. Ebert: Die Enden des Menschen als ‚das Ende des Menschen‘? Anthropologiekritik und mediale Anthropologie – K. Sachs-Hombach: Kommunikatives Handeln, Medienwandel und Multimodalität – B: Subjektivierung und Figuration – H. Stoppel: Das mythische Subjekt – M. Mühling: Mediale Anthropologie der Weglinien. Theologische Anthropologie im Gespräch mit gegenwärtiger Sozialanthropologie – R. Nagel: ‚Individuum est ineffabile‘. Der unaussprechliche Mensch und der Eigenname als anthropologisches Minimalmedium – P. Stoellger: Anthropologie der Figuration. Konfigurationen von Mensch und Medium zwischen De- und Transfiguration – C: Imagination und Bild – D. Westerkamp: Mediale Einbildungskraft – B. Boothe: Vor der Wahrnehmung die Imagination. Vorstellung und Übertragung in der Psychoanalyse – L. Engell: Aus dem Zentrum der Bestimmungslosigkeit. Televisive Anthropographien – B. Mittler: Re-con-figurations. Media and their Powers: An Anthropomorphic Perspective – D: Dinge und Technik – L. Scholz: Ernst Kapp und das Anthropozän – C. Borck: Anthropologie im Medium der Technik. Zu Fritz Kahns Visualisierungen des menschlichen Körpers – W. Ullrich: Konsumprodukte und die Exerzitien des Alltags – C. Brosius: Prekäre Liebesgaben. Valentinskarten und umstrittene Öffentlichkeiten im urbanen Indien – E: Wort und Schrift – P. Bexte: Im Zweistromland. Relationales Denken bei Franz Rosenzweig – G. Bader: Vom Alphabet zum Gedicht. Zu einer Parenthese in Sigmund Freuds Zur Auffassung der Aphasien.
Der Herausgeber:
Prof. Dr. Philipp Stoellger, Lehrstuhl für Systematische Theologie: Dogmatik und Religionsphilosophie an der Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg.