Beschreibung
Ambivalenzen sind überall: 1910 hat der Schweizer Psychiater Eugen Bleuler den Begriff erstmals geprägt, seitdem ist er von verschiedenen Diskursen aufgegriffen worden. In der Geschichtswissenschaft ist er ebenso etabliert wie in der Ethik, in der Kunst- und Medienwissenschaft oder in der Sprach- und Literaturwissenschaft. Ambivalenz gilt nun nicht mehr als pathologisches Symptom, sondern hat eine gewisse Normalisierung erfahren. Damit ändert sich auch das Ziel der theoretischen Reflexion des Begriffs: von der Auflösung der Ambivalenz hin zum Umgang mit Ambivalenz. Die Beiträge des Sammelbands fokussieren unterschiedliche Aspekte der Ambivalenz im interdisziplinären Dialog.
Inhalt:
Einleitung – S. Meixner: Bewerten – Figurieren – Erzählen: Zur Begriffsgeschichte der Ambivalenz – Konstellationen – Kommunizieren: E. Winter-Froemel: Introducing Pragmatic Ambiguity: On the Diversity and Ambivalence of Ambiguity in Discourse – C. Munderich / G. Schole: Ambiguity without Ambivalence? – Bewerten: M. Bross / R. Ziegler: Narrative Fiction and Evaluative Ambivalence: Jane Austen’s Northanger Abbey – M. Bauer: Ambiguity and Ambivalence before ‘Ambivalence’ – Begehren: P. Stoellger: Zwischen Sünde und Glaube. Ambivalenz des Begehrens angesichts der Ambiguität des Bildes: Hieronymus Boschs Garten der Lüste als Theater des Begehrens – F. Berndt: Der Orest-Komplex. Generische Ambiguität und psychologische Ambivalenz in Johann Wolfgang Goethes Doppeldrama Iphigenie in Tauris (1779) – Tolerieren: N. Potysch: „Der wunderbare Charakter eines höchst gefährlichen Kranken.“ Widerstreitende Figurenbewertung in Lenz’ Waldbruder – F. Bergmann: Ästhetische Ambiguitätstoleranz. Robert Müllers Roman Tropen. Der Mythos der Reise. Urkunden eines deutschen Ingenieurs (1915) – Repräsentieren: C. Bode: The Aesthetics of Ambiguity – Now and Then – R. Mader: Probable Title: Zero Probability (2012, Rabih Mroué und Hito Steyerl): eine post-repräsentative Bildpraxis.
Die Herausgeber:
Matthias Bauer ist Professor für Englische Philologie/Literaturwissenschaft an der Universität Tübingen.
Frauke Berndt ist Professorin für Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Zürich.
Sebastian Meixner ist Oberassistent an der Universität Zürich.