Beschreibung
Dichter, hautnah! Besuche, Treffen, Heimsuchungen, Fototermine – zusammen mit der Fotografin Brigitte Friedrich –, und immer wieder Gespräche. Leichtes Parlando, oder Streitgespräche, und manchmal schwere, ja bösartige Auseinandersetzungen. Eine Stippvisite, sich weiter entwickelnd, in den Privaträumen von Walter Kempowski. Ein Fotoshooting mit Rolf Dieter Brinkmann auf dem Bürgersteig vorm Haus. Eine skurrile Autofahrt mit Günter Wallraff. Oder der Rauswurf bei Alexander Lernet-Holenia in der Wiener Hofburg. Gelegentlich spitzte sich das persönliche Kennenlernen absolut zu. Harald Gröhler teilt fast nur konkret erlebte Vorkommnisse mit. Und im Nachhinein zeigt sich: Auf solche informellen Netzwerke von Kommunikation kann man nicht verzichten, – wenn man den Tatsächlichkeiten von Autorinnen, Autoren nahekommen will. Den Versuchungen zu übertreiben hat Gröhler dabei widerstanden. Die oft fragwürdigen Darstellungen gerade auch im Internet sind seine Sache nicht. Gröhler sagt: sie vernichten die Beurteilungskompetenz der Leser.
U.a. begegnete Harald Gröhler:
Hans Carl Artmann, Thomas Bernhard, Wolf Biermann, Heinrich Böll, Rolf Dieter Brinkmann, Hans Magnus Enzensberger, Rainer Werner Fassbinder, Erich Fried, Barbara Frischmuth, Lars Gustafsson, Peter Handke, Ernst Jandl, Marie Luise von Kaschnitz, Walter Kempowski, Thomas Kling, Wolfgang Koeppen, Stanislaw Lem, Reinhard Lettau, Friederike Mayröcker, Peter Rühmkorf, Wolfdietrich Schnurre, Günter Wallraff, Gabriele Wohmann, Gerhard Zwerenz.
Der Autor:
Harald Gröhler, geb. in Jelenia Góra, studierte Psychologie und Philosophie. Er ist Schriftsteller, Literaturkritiker, Essayist und Journalist. Gastprofessuren (für Literatursoziologie) hatte er mehrmals in den USA inne. Er ist u.a. Mitglied des PEN Zentrums Deutschland, der union des poètes & Cie., des Verbands deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller, der Europ. Autorenvereinigung Kogge und fungiert als Vorsitzender des internat. Autorenkreises Plesse. Gröhler veröffentlichte bis jetzt 20 Bücher, mehrere erschienen zweisprachig (Teile seines Werks sind in 9 Sprachen übersetzt). Gröhler hat insgesamt mehr als 1000 Veranstaltungen von Autorenkollegen organisiert und moderiert. Für sein kulturelles u. politisches Engagement wurde ihm der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Er lebt in Berlin und Köln.
Die Fotografin:
Brigitte Friedrich ist eine der renommiertesten Fotografinnen Deutschlands. Bekannt wurde und ist sie vor allem durch ihre Autorenporträts. Zahlreiche Ausstellungen. Brigitte Friedrich lebt in Köln.
„Weil das Licht draußen besser war als in der Wohnung an diesem Spät-Vormittag, entschlossen wir uns, hinauszugehen; Maleen mit, Brinkmanns Frau. Wohin? „Na nicht weit, halt auf die Straße.“ Dem Rolf Dieter Brinkmann imponierte offensichtlich, dass Brigitte da so was richtig Provisorisches vorschlagen konnte. Uns, der Brigitte und mir, wurde oben in der Wohnung übrigens kein Stuhl angeboten, wir standen oben in der engen Vierterstockwohnung alle vier voreinander; es ging ja auch im Galopp bald wieder nach unten. Und hier auf dem Bürgersteig ließ Brigitte sich nach einigen Fotos, die dann später einmal reichlich starr und statisch aussahen, einfallen: „Machen Sie doch mal irgendwas Komisches, Herr Brinkmann. Was bisschen Jeckes …“, und es entstand unter anderm jenes Foto, bei dem Rolf Dieter Brinkmann, tief kauernd, zwischen den leicht gegrätschten Beinen seiner Maleen hindurchschaut. Maleen hat einen ganz kurzen Rock an, der Rock ist ein klein bisschen hochgeschoben. Jenes schon fast weltbekannte Foto.“
Harald Gröhler und Brigitte Friedrich bei Rolf Dieter und Maleen Brinkmann
„Ich merkte gar nicht, wie genau Kempowski aufpasste und wie er mich ansah. Ich sah das erst, als er redete. Und zwar sagte er, „… na Sie sind ja ’n ganz Gefährlicher.“ – „Was?“, unterbrach ich ihn unwillkürlich gleich. „Mehr noch. O ha, jetzt titschen Sie mal nicht so ’rum.“ – „Was ist denn an mir schon gefährlich!“ – „Sie sind ein sehr Geschickter, Sie nehmen mir ja die Methode weg. Sie eignen sich die Methode an.“ – „Herr Kempowski, Herr Kempowski! Und ich hab das bereits vor vier Jahren gemacht; sag ich Ihnen doch dauernd, da kann ja nicht von Aneignen die Rede sein. Ich nenn Ihnen sogar meine Abnahmequelle.“ – „Es gibt immer noch was, das man vom andern abgucken kann. Klar, jetzt spielen Sie ’runter. Ich hätt’ Ihnen das überhaupt nicht zeigen sollen, ich Dämlack. Hätt’ ich Sie nur nicht in meine Aufnahmeecke geführt. Da hab ich ja einen Bock geschossen, heiliger Robert.“Harald Gröhler und Brigitte Friedrich bei Walter Kempowski