Beschreibung
Die hier vorgelegte Anthologie setzt sich zum Ziel, den Themenkreis über die in der westlichen Welt durch Übersetzungen eindrucksvoll verankerten Bilder vom heiligen Berg Fuji oder die in der japanischen Mentalität so gewichtigen Kirschblüten hinaus auszuweiten und mittels bisher weniger, wenn überhaupt, angesprochener Themata einen breiteren Eindruck von japanischem Denken und Empfinden zu vermitteln. Bei der Auswahl wurde auf Lebensbereiche abgestellt, die geeignet schienen, nicht nur japanisches Empfinden verstehen zu helfen, sondern die eo ipso auch Materie für einen gewissen Vergleich mit außer-japanischem Denken gestatten. Die Übersetzung der Gedichte versucht, die typische Metrik des japanischen 31-silbigen Kurz-Gedichts (tanka: 5–7–5–7–7) zu wahren. Für einige der zahlreichen Themen dieser Anthologie wurden vornehmlich Gedichte aus dem umfangreichen Shôwa Manyôshû (Manyôshû der Shôwa-Zeit, 1926-1989) herangezogen. So z.B. hinsichtlich des oft verschwiegenen Schicksals von Lepra-Kranken (soziale Ächtung und Zwangs-Isolation) oder auch bei dem Blick auf die sehr persönliche Erfahrungen widerspiegelnden Gedichte zu Japans Krieg in Ostasien.
Der Autor
Hartmut O. Rotermund ist Prof. em. an der Ecole Pratique des Hautes Etudes, Paris. Sein Forschungsgebiet ist japanische Religions- und Geistesgeschichte. Auf Deutsch erschienen im Verlag Königshausen & Neumann: Sand und Steine–Japanischer Buddhismus im Spiegel von Predigt-Texten (2014); Der Weg und die Wegweiser. Texte zu Bildung, Ethik und Erziehung im vormodernen Japan (2018).