Beschreibung
Der Raum, heute aktueller als die Zeit, ist für die Musikforschung eine zentrale Analysekategorie. Leiser als die Klänge in Konzert und Oper, zwingen uns die Töne in Innenräumen dazu, genauer hinzuhören. Die kommunikativen und wahrnehmungsgebundenen Qualitäten von Musik in privaten Innenräumen erweisen sich dabei als besonders ergiebig für genderspezifische Fragen. Denn im Blick auf die Räume hinter geschlossenen Türen wird musikbezogenes Agieren von Frauen ebenso wie das gleichermaßen wenig erforschte Miteinander von Frauen und Männern in privaten Kontexten rekonstruierbar. Klingende Innenräume sind somit Teil einer Raumsoziologie, die uns eine Fülle von Zugängen zu musikkulturellem Handeln in Geschichte und Gegenwart eröffnet, bei der die Funktion von Musik als ästhetische und soziale Praxis im Vordergrund steht. Der Band geht von einem Innenraum-Begriff aus, der Ambivalenzen und Vieldeutigkeiten bewusst offenlegt. Autor:innen dreier Generationen, Nachwuchsforscher:innen ebenso wie namhafte Vertreter:innen der Musik- und Kulturwissenschaften, diskutieren epochentypische Konstellationen und Fallbeispiele von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart und erweitern somit die Musiksalon-Forschung, die in der Regel auf das 18. und 19. Jahrhundert fokussiert erscheint.
Die Herausgeberinnen
Sabine Meine ist Professorin für Musikwissenschaft an der Hochschule für Musik und Tanz Köln. Sie betrachtet Musik in ihrem weiten Bedeutungsraum aus dezidiert kulturhistorischer Perspektive. Ihre Schwerpunkte liegen in der Musikkultur der Frühen Neuzeit und der Moderne in Italien und Frankreich. Henrike Rost ist Musikwissenschaftlerin und arbeitete als Lektorin, Übersetzerin und Sängerin, bis 2019 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Paderborn. Promoviert wurde sie an der Hochschule für Musik und Tanz Köln.